Reaktorbau in Rumänien und Slowakei stockt

Nach der Kehrtwende in Deutschland und Reaktor-Planungsstopp in der Schweiz bekommt die angebliche „nukleare Renaissance“ in Europa nun auch in Rumänien und der Slowakei einen kräftigen Dämpfer. Langjährige Verzögerungen bei beiden Projekten und Mangel an Investoren.

Die Bauarbeiten an einem neuen slowakischen Atomreaktor in Jaslovske Bohunice im Westen des Landes verzögern sich um Jahre: entgegen bisherigen Planungen sollen die Arbeiten nicht im Jahr 2014, sondern mit fünfjähriger Verzögerung beginnen, sagte Behördenchefin Marta Ziakova am Dienstag. Vor allem verschärfte Vorgaben der Europäischen Union sowie aufwändigere Machbarkeits- und Umweltstudien seien für die Terminverschiebung verantwortlich. Die slowakische Atomaufsicht plant nun, den Meiler frühestens im Jahr 2025 in Betrieb nehmen. Am Standort Bohunice mussten 2004 zwei von vier Reaktoren russischer Bauart mit dem EU-Beitritt wegen Sicherheitsmänglen abschaltet werden.

Rumänien verschiebt die Erweiterung seines Atomkraftwerks in Cernavoda um zwei Reaktoren bis 2019. Das teilte die Projektgesellschaft EnergoNuclear am Donnerstag in Bukarest mit. Die Reaktoren 3 und 4 sollten ursprünglich 2015 und 2016 fertig sein. Am Standort an der Donau laufen derzeit 2 Meiler. Die Verzögerung haben aber nichts mit dem Super-GAU von Fukushima zu tun, aus dem Projekt hatten sich bereits vor der Katastrophe die meisten Investoren aus strategischen Gründen zurückgezogen, darunter RWE (Deutschland), CEZ (Tschechien), Iberdrola (Spanien) und GDF Suez (Frankreich). Nun ist Rumänien man auf der Suche nach neuen Investoren.

Bereits Anfang April wurde über den Bau von zwei Reaktoren im bulgarischen Belene ein Baustopp verhängt. Bis Ende Juni solle die Sicherheit des in erdbebengefährdeter Region geplanten Meilers geprüft werden – bis dahin dürfe nicht gebaut sowie in Russland keine neue Technik für das Kraftwerk hergestellt werden. Auch in Bulgarien gibt es unabhängig von Fukushima große Probleme bei der Finanzierung der Reaktoren, nachdem etliche Investoren abgesprungen waren.

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