Belgien: Zwei Meiler aus Sicherheitsgründen erneut abgeschaltet

In Belgien sind erneut die beiden Atomreaktorblöcke Doel 3 und Tihange 2 abgeschaltet worden. Grund dafür waren unerwartete Ergebnisse bei Sicherheitstests, die von den Aufsichtbehörden nach dem Fund von Rissen in den Reaktorbehältern angeordnet wurden. Atomkraftgegner fordern die Stilllegung der Anlagen, der Weiterbetrieb wäre „unverantwortlich“.

Stop Tihange!

Stop Tihange!

Mit einem neuen Ultraschall-Messgerät waren während einer Routineinspektion im Juni 2012 mögliche Risse im Reaktor Doel 3 entdeckt. Im August 2012 wurde auf Anordnung der baugleiche Block 2 des AKW Tihange heruntergefahren. Nachforschungen ergaben, dass die Risse schon 1979 während des Baus entdeckt worden waren. 21 Reaktorbehälter dieses Typs wurden von der seit 1996 nicht mehr bestehenden Firma Rotterdamsche Droogdok Maatschappij aus Rotterdam gefertigt. Die belgische Atomaufsichtsbehörde FANC stellte in einem Untersuchungsbericht fest, dass die Risse „höchstwahrscheinlich“ schon bei der Herstellung der Druckbehälters entstanden und daher „unbedenklich“ seien. Die FANC erteilte im Mai 2013 die Erlaubnis für den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke. Im Anschluss schrieb die Aufsichtsbehörde Tests vor, die nun nicht die erwarteten Ergebnisse lieferten. Electrabel habe daher „als Vorsichtsmaßnahme“ die Blöcke vom Netz genommen, berichtete die belgische Presse. Die beiden Reaktoren sollen laut Betreiber nicht vor dem 15. Juni wieder in Betrieb gehen.

Umweltorganisationen und Grüne hatten 2013 das Wiederanfahren der beiden Reaktoren scharf kritisiert, da viele Fragen zu den Fehlstellen unbeantwortet blieben.

„Es war vorschnell und gefährlich die beiden Reaktoren 2013 wieder in Betrieb zu nehmen. Noch immer ist ungeklärt, wie und wann die Fehlstellen im Stahl entstanden sind“, so Rebecca Harms, Vorsitzende der Grüne/EFA-Fraktion im Europaparlament. „Es ist nicht auszuschließen, dass sie sich während des Betriebs verändern oder vergrößern.“

Ein Bersten der Reaktordruckbehälter hätte im dicht besiedelten Belgien und in den Nachbarländern katastrophale Folgen. Es sei deshalb richtig, dass die Reaktoren nun erneut heruntergefahren wurden. Doch sie dürften keinesfalls wieder ans Netz gehen, wenn die Ursache der Fehlstellen nicht zweifelsfrei geklärt werden kann, fordert Harms.

  • Doel 3 und Tihange 2 müssen vom Netz – Expertenkonferenz in Aachen
    25. Januar 2014 – Das Aktionsbündnis gegen Atomenergie Aachen hat mit Unterstützung der Fraktion der Grünen/EFA im Europäischen Parlament am 24./25. Januar 2014 zu einer Expertenkonferenz zu den belgischen Atomreaktoren Doel 3 und Tihange 2 eingeladen. Gemeinsam mit renommierten Wissenschaftlern aus verschiedenen Fachbereichen (z.B. Mechanik, Materialwissenschaft, Sicherheits- und Risikowissenschaften, Chemie) sollen die Berichte der belgischen Atomaufsichtsbehörde und mögliche Risiken analysiert werden. In einem abschließendem Bericht sollen weitere Fragen formuliert werden, die von der belgischen Aufsichtsbehörde zu klären sind.
  • Belgien: Rissige Reaktoren wieder am Netz
    4. Juni 2013 – Nach knapp einem Jahr Zwangspause wurde der belgische Atomreaktor Doel 3 wieder in Betrieb genommen. Es waren im Reaktorbehälter von Doel 3 und Tihange 2 tausende Haarrisse festgestellt worden, die Atomaufsicht zweifelte daran, dass die Blöcke aus Sicherheitsgründen jemals wieder ans Netz gehen könnten. Atomkraftgegner rufen nun zu Protesten auf.
  • Belgien: Ein Wiederanfahren von Doel 3 und Tihange 2 ist wegen ungeklärter Sicherheitsrisiken unverantwortlich
    11. Januar 2013 – Im August und September 2012 wurden Defekte in den Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 in Belgien bekannt. Beide Reaktoren stehen deshalb zurzeit still. Die Empfehlung der belgischen Aufsichtsbehörden, ob die Reaktoren wieder angefahren werden können, wird in Kürze erwartet. Die Fraktion Grüne/EFA im Europaparlament hat deshalb die unabhängige Materialexpertin Dr. Ilse Tweer beauftragt die vorhandenen Informationen zu den Fällen zu sichten und zu bewerten. Diese Arbeit wurde heute im Europäischen Parlament vorgestellt.
  • 8.000 Risse in belgischem Reaktor!
    17. August 2012 – Laut Willy de Roovere, Chef der belgischen Atomaufsichtsbehörde AFCN, sind 8.000 Risse am unteren Teil des dritten Reaktorblocks des belgischen AKW Doel entdeckt worden. Heute wurde ein zweiter betroffener Reaktor abgeschaltet. Die Atomaufsicht zweifelt, dass Doel-3 jemals wieder ans Netz gehen wird. Atomkraftgegner sind entsetzt, denn die Risse wurden erst mit einem “neuen Messverfahren” gefunden.

Quellen (Auszug): dpa, wikipedia, PE Aachener Aktionsbündnis gegen Atomanlagen; 26.03.2014