Mauerbau in Grafenrheinfeld

Das Atommüllzwischenlager am bayrischen AKW Grafenrheinfeld wird eine zehn Meter hohe Mauern erhalten, mit der künftig „Angriffe von Terroristen“ abgewehrt werden sollen. Die Politik bemängelt die Informationspolitik des Betreibers, Atomkraftgegner sprechen von „wenig hilfreichem Aktionismus“.

Standort-Zwischenlager am AKW Grohnde

Standort-Zwischenlager am AKW Grohnde

Der Bauausschuss der Gemeinde stimmte am vergangenen Montag dem Bauantrag des Energieversorgers E.ON zu. Nun darf dieser jeweils an den Längsseiten des Standortzwischenlagers eine je zehn Meter hohe und 50 Meter lange Mauer bauen. Laut der Grafenrheinfelder Bürgermeisterin Sabine Lutz befinden sich an diesen Stellen Lüftungsschächte. Mit dem Bau der Mauern soll laut Lutz in rund einem Jahr begonnen werden.

Mit dieser Massnahme wird eine Vorgabe des Bundesumweltministerium umgesetzt, das bereits im April 2011 zu baulichen Maßnahmen die dem Schutz gegen Störmaßnahmen oder sonstige Einwirkungen Dritter aufgefordert hatte. Eigentlich sollte bereits 2012 mit den zusätzlichen Schutzmassnahmen begonnen werden.

Atomkraftgegner zweifeln an der Wirksamkeit dieser Massnahme und bemängeln die zeitliche Verzögerung. Es sei eine „völlig verspätete Reaktion auf die Ereignisse vom 11. September 2001“, „purer Aktionismus“ und sogar eine Verschlechterung der Sicherheit.

Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace, wies schon im Juni 2012 darauf hin, dass die Mauern bei einem Angriff von oben „wenig hilfreich” seien. Zudem könnten panzerbrechende Waffen auch dieses Material durchdringen. Die Mauern, so sein Resümee, böten einzig den Politikern Schutz – vor dem Vorwurf der Untätigkeit.

“Sollte ein Angriff mit einem Flugzeug erfolgen, so wird durch die Mauer bzw. deren verbleibende Fragmente der Abfluss des Kerosins zusätzlich verhindert”, kommentierte Wolfgang Ehmke, der Sprecher der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) im Februar 2013.

Genaue Hintergründe, welchen konkreten Nutzen die Mauer haben soll, hat auch die Gemeinde Grafenrheinfeld nicht. Auf solche Fragen gäbe es in der Regel keine Antworten von E.on, so die Bürgermeisterin.

Die genehmigte Laufzeit für das 2006 in Betrieb genommene Zwischenlager am AKW Grafenrheinfeld beträgt derzeit 40 Jahre. Möglich ist eine Verlängerung der Lagerzeit, weil bis 2046 keine sichere Endlagerlösung gefunden wird.

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Quelle (Auszug): br.de, radiogong.com; 25./26.11.2013