Mit Nazis gegen Atomenergie? Holger Strohms gewaltige Katastrophe

Wie hält es die Anti-Atom-Bewegung mit Neo-Nazis? Die eigentlich grundsätzlich in weiten Teilen geklärte Frage wird nach einem Artikel in der tageszeitung aktuell. Holger Strohm, Autor des Anti-Atom-Klassikers “Friedlich in die Katastrophe” und aktuell mit seinem neuen Film unter gleichem Titel in vielen Kinos, gab dem rechten Blatt „Umwelt & Aktiv“ ein Interview. Darin macht er unmißverständlich klär, dass Nazis für ihn als Gesprächpartner im Kampf gegen die Atomenergie willkommen sind.

„Ich habe mich immer dagegen gewehrt, dass man sagt: ’Mit den Schmuddelkindern, mit den Kommunisten, den Nazis oder den den, darfst du nicht spielen!“, so Strohm im Interview mit der „U&A“. Es gebe „selbst unter Nazis gute Menschen“, sagte er laut taz. Für ihn sei vielmehr „ein Maßstab, ob man gegen Atomenergie ist, ob man für die Menschheit ist“. Das Tun sei wichtig „und nicht, was man sagt. In jeder Gruppierung gibt es gute und böse Menschen. Für mich ist die politische Überzeugung kein Maßstab.“

Dirk Seifert als Betreiber der Webseite „umweltfairaendern.de“ antwortet darauf ganz deutlich:

„Herr Strohm: Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen! Was Holger Strohm hier macht, ist zu verurteilen und zurückzuweisen – ohne wenn und aber! Was Nazis tun ist wichtig? Nicht was sie sagen? Gegen die Atomenergie und für die Menschheit? Wie bitte: Hat der Mann irgendwie Auschwitz, den zweiten Weltkrieg und alle die anderen Verbrechen der Faschisten vergessen? Hat er vielleicht nicht mitbekommen, das die NSU mit Morden gegen Migranten auf ihre Weise “Umweltschutz” im Dienste der “deutschen Bewegung” betrieben hat? (…) NO GO, Herr Strohm! In der Anti-Atom-Bewegung haben Sie nichts mehr zu suchen!“

In dem Gespräch mit U&A, sagt Strohm zudem, dass die Anti-AKW-Bewegung in den Spitzen sowieso vom Verfassungsschutz und der Atomlobby „unterwandert“ sei. Sie würden versuchen, seine Filmaufführungen zu verhindern.

Die BI Lüchow-Dannenberg hatte in den vergangenen Wochen gleich zweimal Filmvorführungen im Wendland organisiert: „Wir distanzieren uns ganz klar von diesen Aussagen Holger Strohms, der damit auch seinen Film diskreditiert. Für eine erneute Aufführung des Films ist nicht geplant.“

contrAtom hatte auch für den Film geworben, der im Kern zahlreiche Argumente gegen Atomkraft geballt wiedergibt. Etliche AktivistInnen kamen zu Wort – und werden nun dank der Entgleisung Strohms in Misskredit gezogen. Wir verachten diese Instrumentalisierung und schließen uns der gemeinsamen Kritik an.

Strohm selbst hat bislang weder auf seiner Webseite http://holger-strohm.npage.de/ noch auf seiner Facebookseite Stellung bezogen.

  • Nachtrag 04.12.: In einem offenen Brief an die taz schreibt Strohm, ein „Vertreter der Anti-AKW-Initiative aus Gorleben“ wäre ursächlich für das Interview und daraus würde das Bild eines Nazis entstehen. Jetzt wird es völlig absurd.

Quellen (Auszug): umweltfairaendern.de, bi-luechow-dannenberg.de, taz.de; 03.12.2012