Für Atomkraftwerke kam das neue Stromnetz schnell

Zum Gelingen der Energiewende fehlen Deutschland 3.800 Kilometer Hochspannungsleitungen. Zur Zeit von Industrie und Politik als schier unüberwindbarer Problem dargstellt. Die Grünen haben in der Historie gewühlt und stellen fest: Nach dem Start der ersten AKW stellte der Netzausbau kein Problem dar.

Netzausbau und Ausbau der Atomkraft 1970-1993; Grafik: oliver-krischer.eu

Netzausbau und Ausbau der Atomkraft 1970-1993; Grafik: oliver-krischer.eu

Die „Frankfurter Rundschau“ schreibt, es herrscht Panik: Umweltminister Altmaier will die Bürger mit Renditen belohnen, wenn sie neue Trassen und steigende Strompreise tolerieren; Wirtschaftsminister Rösler bangt um Blackouts und bankrotte Firmen; Ex-Innenminister Thomas de Maizière wollte Einspruchsmöglichkeiten der Bürger einschränken, um den Netzausbau zu forcieren.

Laut Grünen-Energieexperte Oliver Krischer ist die Panik vor Kosten und Klagen nicht gerechtfertigt, denn mit Beginn des Atomzeitalters in Deutschland war auch der Bau neuer Stromtrassen überhaupt kein Problem: Von 1970 bis 1993 wuchs das Stromnetz getrieben vom Neubau an Atomkraftwerken um stolze 34.000 Kilometer auf 84.000 Kilometer – ein Plus von zwei Dritteln. 1960 war mit Gundremmingen-A der erste kommerzielle Reaktor gestartet, binnen 20?Jahren verzehnfachte sich dann der nukleare Bestand von unter 2.000?Megawatt auf mehr als 20.000 Megawatt.

„In den 70er- und 80er-Jahren wurde das Netz massiv ausgebaut, ohne dass etwa die Kosten Gegenstand öffentlicher Diskussionen gewesen wären“, fasst Krischer zusammen. „Heute dienen 3800?Kilometer Netzausbau als Argument, den Ausbau erneuerbarer Energie in Frage zu stellen.“

Der Stromtrassenbau seit 1970 ist neben anderen Steuervergünstigungen eine weitere gigantische Subvention der Atomkraft.

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Quelle (Auszug): fr-online.de, 20.11.2012