Kein ausreichender Schutz vor Cyber-Attacken

Atomkraftwerke sind mögliche terroristische Ziele. Doch ein Angriff kann nicht nur ein gezielter Absturz eines Flugzeuges bedeuten. Auch kann die gezielte Manipulation der Computersysteme in einem AKW zu einem Desaster führen. Letztlich sind alle Reaktoren von Rechnern gesteuert. Experte fordern einen umfassenden Schutz gegen Cyber-Attacken – Atomkraftgegner die Abschaltung der AKW.

Ende Oktober 2010 war bekannt geworden, dass das iranische AKW Buschehr Opfer eines Angriffs mit einer Schadsoftware gewesen ist. Dadurch kam es zur Verzögerung der Inbetriebnahme – der Reaktor war glücklicherweise noch nicht am Netz. Kürzlich wurde veröffentlicht, dass es sich offenbar um gezielten Sabotage durch die USA handelte.

Nach Untersuchungen im Rahmen der „Stresstests“ fordern nun Experten, dass die für die Sicherheit der Akw entscheidenden Rechner „räumlich von jedem anderen Computernetzwerk getrennt“ sein sollen. Zudem sollten redundante Systeme existieren, so dass die Anlage auch bei einem Teilausfall weiter beherrschbar bleibt. Diese Empfehlungen einer EU-Expertengruppe wurde heute in Brüssel veröffentlicht. Die Experten raten, dass Wartungen ausschließlich von „gründlich sicherheitsüberprüftem Personal“ durchgeführt werden sollen.

Atomkraftgegner warnen vor unkalkulierbaren Risiken durch den weiteren Betrieb von Atomkraftwerken:

„Schon ein einfacher Computervirus könnte offenbar – gezielt eingeschleust – in einem Atomkraftwerk zu einem Desaster führen, wenn etwa wichtige Sicherheitsprogramme manipuliert werden und bei einer Anforderung nicht funktionieren. Die einzige Möglichkeit, das Risiko durch Atomkraftwerke tatsächlich zu reduzieren ist die sofortige Stilllegung!“, so Jan Becker von contrAtom.

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Quellen (Auszug): spiegel.de, rp-online.de; 06.06.2012