England: Hochrisikoreaktor Wylfa nach Störfall für immer vom Netz

Nach 41 Jahren ist das Atomkraftwerk Wylfa-2 in England nun für immer vom Netz. Der Betriebsstop war eigentlich erst für den 30.04. geplant – nach einer störfallbedingten Reaktorabschaltung am 25. April entschied sich der Betreiber, den Meiler nicht wieder anzufahren.

Die Magnox Ldt. begründet die Entscheidung zur Stilllegung mit den begrenzten Kernbrennstoffbeständen für die gasgekühlten MAGNOX-Einheiten, die es nicht erlauben würden, den Betrieb beider Reaktoren am Standort weiterzuführen. Block 1 soll noch bis 2014 in Betrieb bleiben und ist damit der weltweit einzige noch in Betrieb stehende mit Kohlendioxidgas gekühlte, grafitmoderierte Magnox-Reaktor.

Ende Februar war der bis dahin älteste Reaktor der Welt in Oldbury aus gleichen Gründen stillgelegt worden: Durch das nicht standardisierte Reaktordesign der graphit-moderierten, gasgekühlten Magnox-Reaktoren aus den 1950er- und 1960er-Jahren müssen für die AKWs dieser Baureihe jeweils unterschiedliche Brennelemente angefertigt werden – und das rentiert sich nicht mehr.

Die Magnox-Reaktoren wurden ursprünglich im Sellafield-Calder Hall-Komplex in Nordwest-England eingesetzt – ab 1956 zur Erzeugung von Plutonium für das englische Atomwaffenprogramm. Der dabei entstehende Strom war quasi ein Abfallprodukt. In den Reaktoren der ersten Generation wurden Teile des Primärkreislaufs so unzureichend abgeschirmt, dass die Bevölkerung der umliegenden Orte eine Strahlungsleistung von über einem halben Millisievert pro Jahr allein durch die Neutronen- und Gammastrahlung erhielt – ganz zu schweigen von radioaktiven Stoffen, die in die Luft und ins Wasser abgegeben wurden. Global2000 stuft die Wylfa-Reaktoren als „Hochrisiko“ ein.

Nach der Abschaltung von Wylfa-2 und Oldbury-1 in England und der Inbetriebnahme von Shin-Wolsong-1 sowie Shin-Kori-2 (beide Süd-Korea) befinden sich weltweit 433 Meiler im Leistungsbetrieb.

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Quellen (Auszug): nuklearforum.ch, global2000.at, world-nuclear.org