Atomausstieg? Die Wahrheit Teil 11: Bei einem GAU zahlt der Steuerzahler die Zeche

Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. Doch Atomkraftwerke bleiben weiter extrem unterversichert und bei einem schweren Unfall zahlen die Steuerzahler die Zeche.

Wer in der Bundesrepublik ein Auto besitzt und fährt, muss sein Fahrzeug versichern, dazu ist er oder sie gesetzlich verpflichtet. Wegen der großen „Betriebsgefahr“, die von einem Auto ausgeht, muss jede und jeder FahrzeughalterIn eine Haftpflichtversicherung abschließen, die die bei einem Unfall anfallenden Kosten deckt.

  • Für Betreiber von Atomkraftwerken gelten andere Regeln: Keins der deutschen Atomkraftwerke ist auch nur annähernd ausreichend versichert. Haftpflichtversicherung und Deckungsvorsorge der vier AKW-Betreiber decken zusammen gerade mal 2,5 Mrd. € ab, einen winzigen Bruchteil des Schadens, der im Falle eines Super-GAU zu erwarten wäre.

Während die AKW-Betreiber in Deutschland die Gewinne einstreichen, würden im Schadensfall Verbraucher und Staat zur Kasse gebeten.

Der Grund dafür ist einfach: Keine Versicherung ist bereit, die enorm risikobehafteten AKW vernünftig zu versichern. Die Assekuranzen betrachten die Frage nämlich rein ökonomisch und rechnen mit der einfachen Formel „Unfallwahrscheinlichkeit mal Schadenssumme“. Und aufgrund der begrenzten finanziellen Rücklagen wäre keine Versicherung in der Lage, im Schadensfall alle entstehenden Forderungen zu begleichen.

Denn die finanziellen Schäden bei einem schweren Atomunfall in der Bundesrepublik wären gigantisch: Laut einer Studie von 1992 im Auftrag des FDP-geführten Bundeswirtschaftsministeriums wäre bei einem schweren Kernschmelzunfall in einem deutschen AKW mit Schäden von bis zu 5.500 Milliarden Euro zu rechnen. Eine neue Studie im Auftrag der Versicherungsforen Leipzig aus dem Jahr 2011 errechnete eine Schadenssumme von mindestens 6.090 Milliarden Euro. Die bestehende Haftpflichtversicherung der AKW-Betreiber deckt also selbst im günstigsten Fall nur 0,1 Prozent des finanziellen Schadens ab.

Wie teuer Atomstrom sein müsste, wenn Schadensfälle adäquat versichert würden, zeigt die Studie: bis zu 2,36 Euro pro Kilowattstunde.

Der Betreiberkonzern steht zwar in der Pflicht, wird aber wie in Japan nach Fukushima ersichtlich, innerhalb kurzer Zeit bankrott sein.Der Staat – also die Steuerzahler – müssen einspringen, um die Folgen des schweren Unfalls einzudämmen. Wir alle tragen somit nicht nur das volle gesundheitliche, sondern auch das finanzielle Risiko eines Atomunfalls.

Die Studie „Berechnung einer risikoadäquaten Versicherungsprämie zur Deckung der Haftpflichtrisiken, die aus dem Betrieb von Kernkraftwerken resultieren“, die im Mai 2011 von der Versicherungsforen Leipzig GmbH im Auftrag des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) erstellt wurde, berechnet erstmals angemessene Versicherungsprämien für Atomkraftwerke nach versicherungswissenschaftlichen Maßstäben:

  • Es ergebe sich eine mittlere gesamt zu zahlende Versicherungssumme in Höhe von rund 6.090 Milliarden Euro für einen nuklearen Katastrophenfall.
  • Wenn diese Kosten auf die Verbraucher umgelegt würden ergebe sich daraus ein Anstieg des Atomstrompreises bei einem Bereitstellungszeitraum von 100 Jahren zwischen 0,139 und 2,36 Euro je Kilowattstunde. Das entspricht einem Strompreis, der etwa achtmal so hoch ist, wie eine Kilowattstunde heute für Privatkunden kostet.
  • Für einen Zeitraum einer Bereitstellung der Versicherungsprämie von zehn Jahren betrage der Anstieg des Atomstrompreises 3,96 bis 67,3 Euro je Kilowattstunde, so die Autoren der Studie.

Im Fazit ihrer Studie kommen die Autoren zum Schluss: „praktisch sind nukleare Katastrophenfälle nicht versicherbar“.

Dies begründen sie unter anderem mit der extremen Höhe des erwarteten Maximalschadens sowie der schwer einzuschätzenden Wahrscheinlichkeit, dass es wirklich zu einer Atomkatastrophe komme. Als Lösungsansätze schlagen die Autoren die Gründung eines privatwirtschaftlich organisierten Versicherers oder die Nutzung der internationalen Kapitalmärkte vor, um die Haftplichtrisiken abzusichern. Alternativ könnten die Atomkraftwerke auch abgeschaltet werden.

Vom billigen Atomstrom kann also keine Rede sein. Das atomare Risiko wird auf dem Rücken einer Gesellschaft ausgetragen, die Mehrheitlich die weitere Nutzung der Atomkraft ablehnt. Das ist absolut inakzeptabel!

  • Schadensausmass eines Super-GAU
    Super-GAU: Wie groß ist das Ausmaß der Schäden, die nach einem schweren Unfall in einem deutschen Atomkraftwerk zu erwarten sind? – Deutsche Atomkraftwerke unterscheiden sich von der technischen Konzeption her gegenüber dem Reaktor in Tschernobyl, in dem sich am 26. April 1986 ein Super-Gau, der größte anzunehmende Unfall, ereignete.

Atomausstieg? DIE WAHRHEIT:

Quellen (Auszug): ausgestrahlt.de, bee-ev.de, photovoltaik.eu; 29.06.2011