Erhöhte Zahl von Krebserkrankungen um AKW Brokdorf

Die Wahrscheinlichkeit im Nahbereich eines Atomkraftwerkes an Leukämie zu erkranken, ist um 44 Prozent erhöht. Vor fünf Jahren hat die KIKK-Studie nachgewiesen, dass besonders Kinder betroffen sind, vor wenigen Tagen veröffentlichten französische Forscher eine Studie zu einer vermehrten Erkrankungsrate um die AKWs im eigenen Land. Um das Atomkraftwerk Brokdorf sind zwischen 1998 und 2008 fast 150 Menschen erkrankt. Nun fordern die Menschen Klarheit und die Stilllegung des Reaktors.

AKW Brokdorf als Ursache für Leukämie?

AKW Brokdorf als Ursache für Leukämie?

Nach Angaben der Initiative „Brokdorf-akut“ in Wewelsfleth liegt nach Auswertung der Fallzahlen die Erkrankungsrate um fast 50 Prozent über dem Landesdurchschnitt. In Schleswig-Holstein sind es 95 Betroffene, in Wewelsfleth, das unmittelbar östlich an das AKW Brokdorf angrenzt und in der Hauptwindrichtung des Atomkraftwerks liegt, sind 142 Menschen erkrankt.

Um Druck zu machen, wurden gestern Unterschriften an das Kieler Sozialministerium übergeben:

„2.000 Mensch haben unterschrieben, seit Jahren kämpfen wir für eine Ursachenklärung, doch das Ministerium weigert sich“, so Karsten Hinrichsen von der Bürgerinitiative „Brokdorf-Akut“.

Laut der Kieler Behörde fehle es nach etlichen Untersuchungen in den letzten Jahren, die keine Ursache ermitteln konnten, nun an einem „wissenschaftlich fundierter Ansatz für eine weitere Studie“.

Die Behörde bestätigt die auffällige Häufung an Krebserkrankungen, auch ihrer Ansicht nach liegt die Quote um 49 Prozent über dem Landesschnitt. Hinweise auf eine Strahlen-Ursache gäbe es allerdings nicht. Die radioaktive Strahlung, die vom Atomkraftwerk ausgeht, liege sogar deutlich unterhalb der natürlichen Belastung. Tabak, Alkoholkonsum, falsche Ernährung, genetische Veranlagung, aber auch die verstärkte Inanspruchnahme von Untersuchungen zur Früherkennung könnten genauso gut Ursache für die Häufung sein.

Atomkraftgegner fordern eine völlige Neubewertung der Strahlenrisiken:

„Auf dem Rücken von todkranken Menschen wird eine mögliche Ursache – die Atomkraftwerke – kategorisch ausgeschlossen. Das hat seit Jahrzehnten System und muss im Interesse der Betreiber auch so sein, denn eine nachgewiesene Gefährdung der Bevölkerung durch die Anlagen hätte nach dem Atomgesetz eine sofortige Schließung zur Folge“, so Jan Becker von contrAtom. „Wir fordern nach dem deutschen Umdenken in der Energiepolitik auf eine Neubewertung von Risiken durch Strahlung. Kann ein Zusammenhang zwischen den Atomanlagen und einer Erkrankung nicht absolut ausgeschlossen werden, muss das zur sofortigen Stilllegung führen. Dieser Nachweis ist schon lange erbracht, wird von atom-freundlichen Politiker aber geleugnet und von Lobby-Experten widerlegt.“

  • Atomausstieg? Die Wahrheit Teil 16: Leukämie um AKWs bleibt Zufall
    14. Juli 2011 – Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. Die erhöhte Leukämie-Erkrankung von Kindern im Nahbereich um Atomkraftwerke ist aber weiterhin ungeklärt – Wissenschaftler meinen, alles sei reiner “Zufall”.
  • Französische Studie: Mehr Leukämiefälle bei Kindern nahe Akw
    12. Januar 2012 – Im Umfeld von französischen Atomkraftwerken ist laut einer Studie über einen Zeitraum von sechs Jahren ein deutlicher Anstieg von Leukämieerkrankungen bei Kindern festgestellt worden. Wie in Deutschland könne ein direkter Zusammenhang zwischen den Atomanlagen und der Leukämie aber nicht nachgewiesen werden. Atomkraftgegner behaupten das Gegenteil und fordern das sofortige Aus aller Atomkraftwerke.
  • Neue Analyse belegt: Leukämierisiko im Umkreis von AKWs signifikant erhöht
    4. August 2011 – Kleinkinder im Nahbereich von Atomkraftwerken haben ein signifikant erhöhtes Risiko an Leukämie zu erkranken. Das belegt eine heute im Strahlentelex veröffentlichte Metaanalyse des Wissenschaftlers Dr. Alfred Körblein. Die gemeinsame Auswertung von Daten aus Deutschland, Großbritannien und der Schweiz zeigt im 5km-Bereich eine signifikant um 44 Prozent erhöhte Leukämierate gegenüber der Rate im Entfernungsbereich größer als 5 km (p=0,004).
  • Untersuchung erhöhter Krebsraten in Umgebung des AKW-Brokdorf gefordert
    28. Februar 2011 – Asse-II, Morsleben, Gorleben, Brokdorf. Um die Atomanlagen sind die Krebserkrankungen signifikant erhöht. Die “Meßstelle für Arbeits- und Umwelt-Schutz e.V.” in Bremen fordert eine Untersuchung der erhöhten Krebsraten in Wewelsfleth in der Umgebung des AKW-Brokdorf.
  • Erhöhte Krebserkrankung um die Endlager Asse und Morsleben
    28. November 2010 – Um die zwei Endlagerbergwerke in Deutschland, in denen Atommüll eingelagert wurde, ist die Erkrankung an Blutkrebs signifikant erhöht. Laut Krebsregister sind doppelt soviele Menschen an Leukämie erkrankt, als im Bundesdurchschnitt. Nun müssen Untersuchungen folgen, um die Ursachen zu klären. Das es einen Zusammenhang mit dem Atommüll gibt, kann nicht ausgeschlossen werden. Erste “Experten” erklären einen Zusammenhang mit dem Atommüll schonmal als unwahrscheinlich.
  • Weniger Mädchen in der Umgebung von Atomkraftwerken
    23. November 2010 – In der Umgebung von Atomkraftwerken kommen in Deutschland und der Schweiz weniger Mädchen auf die Welt. Das geht aus einer im Oktober 2010 veröffentlichten wissenschaftlichen Studie von Ralf Kusmierz, Kristina Voigt und Hagen Scherb hervor. In den letzten 40 Jahren haben Mütter, die in Deutschland und in der Schweiz im Umkreis von 35 km einer der untersuchten 31 Atomanlagen leben, bis zu 15.000 Kinder weniger geboren als durchschnittlich zu erwarten gewesen wäre, die Mehrzahl davon Mädchen. Für die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW untermauert diese Studie den ursächlichen Zusammenhang von radioaktiver Strahlung und einer Schädigung von Zellen – insbesondere bei Embryonen.
  • Emissionsspitzen aus Atomkraftwerk Gundremmingen: Schützen amtliche Grenzwerte Embryonen?
    20. November 2011 – Während einer Revision mit Wechsel von hochradioaktiven Brennelementen werden durch das Öffnen des Reaktordruckbehälters erhöhte Mengen radioaktiver Substanzen vom Atomkraftwerk über den Kamin in die Umgebung abgegeben. Zu Beginn der diesjährigen Revision in Gundremmingen erreichte die Edelgaskonzentration im Maximum das 500-fache des Werts vor der Revision. Der IPPNW sieht Embryonen auch bei Strahlungswerten untnerhalb der Grenzwerte gefährdet.

Quellen (Auszug): www.shz.de, ln-online.de; 18.01.2012