RWE will Atomkraftwerk in den Niederlanden bauen

Es ist der Gipfel an Arroganz: der deutsche Energiekonzern RWE plant den Bau eines Atomkraftwerks in den Niederlanden. Während der Konzern sich in Deutschland von seinen Uraltreaktoren Biblis verabschieden muss, soll 200km von der deutschen Grenze entfernt ein Neubau entstehen. Atomkraftgegner kündigen Protest gegen die aggressive Konzernpolitik an.

Der Meiler soll am Standort Borssele in der Provinz Seeland gebaut werden. Er könnte Strom in die Bundesrepublik exportieren, die Kosten werden auf rund fünf Milliarden Euro beziffert. RWE soll für 600 Millionen Euro 30 Prozent an dem Atomkraftwerk erhalten. So lautet die Einigung mit dem niederländischen Versorger Delta. Den am bestehenden AKW in Borssele – ein Druckwasserreaktor, der von Siemens-KWU errichtet wurde und 1973 in Betrieb genommen wurde – beteiligten niederländischen Versorger Essent hatte RWE bereits vor zwei Jahren zu 100 Prozent übernommen.

Trotz des Reaktorunglücks in Fukushima will die niederländische Regierung an den beschlossenen Ausbauplänen in der Atomenergie festhalten. Dazu gehört nicht nur die Verlängerung der Laufzeit des Altmeilers Borssele bis zum Jahr 2034. Eigentlich war die Stilllegung bis 2004 beschlossene Sache, wurde aber mit Verweis auf die Klimaziele 2003 wieder aufgehoben.

Nach derzeitiger Überlegung soll an dem Standort schon im kommenden Jahr mit dem Bau eines weiteren Atomkraftwerkes begonnen werden, an dem sich RWE dann ebenfalls beteiligen wird. Angedacht ist ein Meiler in einer Größenordnung von 1000 bis 1600 Megawatt.

Erst am Montag hatte RWE-Chef Großmann bei einer öffentlichen Veranstaltung in Düsseldorf betont, dass sein Konzern an der Atomkraft festhalten wolle – und dass er die Ausstiegspläne der Bundesregierung für falsch halte.

Anfang Mai war zudem bekannt geworden, dass ein möglicher Standort für den Neubau eines Reaktors die Emsmündung bei Emden sein könnte:

  • Niederlande plant Atomkraftwerk an der Emsmündung
    2. Mai 2011 – Im Schatten der Reaktorkatastrophe in Fukushima hält die niederländische Regierung an den Neubauplänen für ein Atomkraftwerk fest. Ein favourisierter Standort ist unweit der deutschen Grenze bei Emden, der Energiekonzern RWE will sich am Bau beteiligen.

Euer Nonsens ist kein Konsens!

Atomkraftgegner rücken dem Konzern RWE auf die Pelle: die Kampagne „Eur Nonsens ist kein Konsens“ fordert die Verbraucher auf, dem Atomkonzern die Rote Karte zu zeigen. Nicht nur der Wechsel zu einem Ökostromanbieter muss die Antwort auf diese aggressive Pro-Atompolitik sein, künftig müssen auch die Beschäftigten und Verantwortlichen der Konzerne direkt zur Rechenschaft gezogen werden. Denn sie sind diejenigen, die den Weiterbetrieb und Ausbau der Atomkraft forcieren.

„Deutschland steigt aus der Atomkraft aus und ein deutscher Konzerns will im Nachbarland ein neues AKW bauen. RWE muss durch gezielte Kampagnen von der Bevölkerung gezwungen werden, aus dem Atomgeschäft auszusteigen!“ fordert Jan Becker von contrAtom.

Quellen (Auszug): de.wikipedia.org, spiegel.de; 17.05.2011