18 Milliarden Euro Abrisskosten für Atomkraftwerke

Laut einer Studie wird der Abriss der 17 letzten Atomkraftwerke in Deutschland für die Energiekonzerne richtig teuer: mehr als 18 Milliarden Euro müssen dafür eingeplant werden. Atomkraftgegner bemängeln, dass die Kosten für eine Endlagerung gar nicht berechnet werden können und fordern das endgültiges Aus des vermeintlich „günstigen“ Stroms.

Während die Energiekonzerne bisher keine konkreten Zahlen nennen, haben Experten der Unternehmensberatung Arthur D. Little (ADL), die Atomkraftbauer und -betreiber beraten, die Kosten des Rückbaus auf die einzelnen Komponenten und Tätigkeiten berechnet, und für jedes Kernkraftwerk abgeschätzt, wie viel der Rückbau mindestens kosten dürfte.

  • Alleine 150 bis 250 Millionen Euro müssen die Betreiber demnach pro Anlage in den ersten fünf bis sieben Jahren kalkulieren, wenn die Brennelemente abklingen müssen, denn dafür ist trotz abgeschaltetem Reaktor fast die gesamte Betriebsmannschaft erforderlich.

Die Spanne reicht von 670 Millionen Euro bis 1,2 Milliarden Euro je Anlage. Insgesamt dürfe der Abbau der Reaktoren mit 18 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Die ADL-Experten warnen zudem vor Engpässen beim Rückbau. „Der Atomausstieg in Deutschland stellt die Versorger und die Dienstleister vor eine schwierige Aufgabe“, sagt Berater Michael Kruse laut Handelsblatt.

Ein Blick auf die schon laufenden Projekte legt aber den Schluss nahe, dass die Rückbauten die Konzerne sehr viel teurer zu stehen kommen. Beispiel Würgassen: Der mit 630 Megawatt vergleichsweise kleine Siedewasserreaktor an der Weser war das erste vollständig kommerziell genutzte AKW in der Bundesrepublik. Er lief von 1971 bis 1994. Drei Jahre später begann der Abriss. Spätestens 2014 soll das Kraftwerksgelände wieder eine grüne Wiese sein. Die Kosten für den Abbau der Kühltürme, des Reaktordruckbehälters, des Lagerbeckens und der verstrahlten Komponenten des Kraftwerks stiegen immer mehr an. Inzwischen werden sie auf mindestens eine Milliarde Euro geschätzt. Das wäre ein Fünffaches der Baukosten, so ein Bericht in der tageszeitung.

  • Rechnet man diese Schätzungen hoch auf sämtliche 17 Meiler in Deutschland, kostet der Rückbau nicht 18, sondern mindestens 50 Milliarden Euro. Die Entsorgung des radioaktiven Mülls würde noch einmal mit 18 Milliarden zu Buche schlagen.

Atomkraftgegner warnen vor weiteren Folgekosten: „Die Kosten für die Endlagerung sind überhaupt nicht zu kalkulieren, was am Beispiel Asse-II deutlich wird. Plötzlich und ungeplant muss mit mehreren Milliarden Euro das Lager geräumt werden. Allein die Sicherheit für tausende Jahre Endlagerung irgendwie zu gewährleisten, kann gar nicht berechnet werden. Daher darf nie wieder vom ‚günstigen Atomstrom‘ geredet werden, der Deutschand nicht erst mit einem Super-GAU in den Ruin treiben kann.“ Alle noch laufenden Anlagen müssen sofort abgeschaltet werden, weil die argumentative Grundlage von schwarz-gelb, eine „umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung“ (Wortlaut des Energiekonzepts aus dem Herbst 2010) in allen drei Punkten nicht mehr zutrifft!

Außerdem müsse der Staat, der sowieso einen Teil der Kosten für die Entsorgung und den Bau eines Endlagers tragen muss, einspringen, wenn ein AKW-Betreiber pleite ginge. Als weiteren Kritikpunkt wird auch das „Freimessen“ von AKW-Schrott gesehen, wobei tausende Tonnen radioaktiver Abfälle, die unterhalb von Grenzwerten strahlen, auf Hausmülldeponien landen könnten. Atomkraftgegner kritisieren, dass die Grenzwerte zu niedrig sind und eine Gefährdung der Bevölkerung nicht ausgeschlossen werden kann. Bei dieser Rechnung sind also einige Komponenten gar nicht berücksichtigt. Und höchstwahrschnelich werden sich die Energiekonzerne das fehlende Geld vom Stromkunden wiederholen – das endgültige Ende vom „günstigen Atomstrom“.

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    12. Juli 2011 – Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. Und wegen einer Änderung des Strahlenschutzgesetzes landen tausende Tonnen radioaktiver Abfälle statt in einem Endlager auf Hausmülldeponien oder werden wiederverwendet.
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    23. Juli 2011 – Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. In Vergessenheit geraten darf aber nicht, dass die Atomenergie ohne staatliche Subventionen gar nicht existieren könnte. Und der Abbau der Alt-Anlagen wird den Staat noch Milliarden kosten.
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Quellen (Auszug): handelsblatt.com, stern.de, taz.de; 29.09.2011

Atommüllfässer