Gorleben: Weniger Mädchen und noch mehr Müll

Im Umkreis von 35 Kilometern um Gorleben werden seit der Lagerung von Atommüll weniger Mädchen geboren. Die Ursache dafür ist noch nicht bekannt. Aber der Betreiber des Zwischenlagers plant, noch mehr hochaktiven Müll einzulagern als vertraglich nötig.

Eine Art „Tauschgeschäft“ will die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) mit dem Betreiber der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield machen: statt einer großen Menge schwach strahlenden Abfalls soll eine geringe Menge hoch radioaktiven Müll nach Deutschland zurückgebracht werden. Unter dem Strich soll es sich um etwa fünf Prozent mehr hochstrahlenden Abfall handeln, als vertraglich vereinbart. Ab 2014 sollen dann insgesamt 21 Castor-Behälter aus Sellafield nach Gorleben transportiert werden. Allerdings müsse die GNS erst beim zuständigen Bundesamt für Strahlenschutz eine enemhigung einholen.

Atomkraftgegner schlagen Alarm: wurde bisher immer argumentiert, Deutschand sei vertraglich verpflichtet, eine bestimmte Menge Müll zurüpckzunehmen, solle diese Menge jetzt noch größer werden.

„Es gibt keine Lösung für den hochaktiven Müll, nicht in eutschland und nirgends auf der Welt. Für schwachaktive Abfälle plant die Bundesrepublik mit Schacht Konrad – aber für die stark strahlenden Castoren gibt es nichts außer Zwischenlagerhallen. Und in denen werden die Grenzwerte schon heute überschritten.“, so Jan Becker von contrAtom.

Unterdessen wurde bekannt, dass sich nach Einlagerung der ersten Castor-Behälter in Gorleben 1995 in der Region das Geschlechterverhältnis bei Geburten verändert hat. Seitdem werden weniger Mädchen als im Durchschnitt erwartet geboren. Das gehe aus einem unveröffentlichten Bericht des Landesgesundheitsamtes hervor, so die Nachrichtenagentur dapd. Bereits im Februar hatte dpa dazu berichtet.

  • Das Amt analysierte Geburten im 35-Kilometer-Radius um Gorleben in vier Bundesländern. Dort wurden vor der ersten Castor-Einlagerung auf 100 Mädchen 101 Jungen geboren, danach jedoch auf 100 Mädchen 109 Jungen. Statistisch kommen bundesweit 105 Jungen auf 100 Mädchen zur Welt.

„Im Ergebnis kann man als gesichert betrachten, dass seit Inbetriebnahme des Transportbehälterlagers in Gorleben in der Region signifikant weniger Mädchen geboren werden als zuvor,und zwar umso mehr, je näher sich die Wohnung der Mütter am Lagerbehälterhaus befindet“, so Wissenschaftler Kusmierz vom Helmholtz-Zentrum München im Februar 2011.

Es gebe nunmehr einen „unabhängigen Nachweis, dass um das Transportbehälterlager Gorleben Verschiebungen im sekundären Geschlechterverhältnis seit 1996 zu beobachten sind“, heißt es in dem Bericht. Das sogenannte sekundäre Geschlechterverhältnis bezieht auf die Verteilung der Geschlechter bei der Geburt. Es sei jedoch „kein Beweis in Richtung auf eine stattgefundene Strahlenbelastung im Niedrigdosisbereich“ durch das Castor-Lager Gorleben gegeben.

Auch um die ehemaligen Endlager Asse-II und Morsleben ist dieser Effekt zu beobachten, um andere Standorte wie Krümmel oder Würgassen gibt es erhöhte Krebsraten.

„Atomkraft macht krank! Wir fordern den sofortigen Einlagerungsstopp in Gorleben und die Stilllegung aller Atomanlagen!“, so Becker.

  • Weniger Mädchen in der Umgebung von Atomkraftwerken
    23. November 2010 – In der Umgebung von Atomkraftwerken kommen in Deutschland und der Schweiz weniger Mädchen auf die Welt. Das geht aus einer im Oktober 2010 veröffentlichten wissenschaftlichen Studie von Ralf Kusmierz, Kristina Voigt und Hagen Scherb hervor. In den letzten 40 Jahren haben Mütter, die in Deutschland und in der Schweiz im Umkreis von 35 km einer der untersuchten 31 Atomanlagen leben, bis zu 15.000 Kinder weniger geboren als durchschnittlich zu erwarten gewesen wäre, die Mehrzahl davon Mädchen. Für die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW untermauert diese Studie den ursächlichen Zusammenhang von radioaktiver Strahlung und einer Schädigung von Zellen – insbesondere bei Embryonen.
  • Neue Analyse belegt: Leukämierisiko im Umkreis von AKWs signifikant erhöht
    4. August 2011 – Kleinkinder im Nahbereich von Atomkraftwerken haben ein signifikant erhöhtes Risiko an Leukämie zu erkranken. Das belegt eine heute im Strahlentelex veröffentlichte Metaanalyse des Wissenschaftlers Dr. Alfred Körblein. Die gemeinsame Auswertung von Daten aus Deutschland, Großbritannien und der Schweiz zeigt im 5km-Bereich eine signifikant um 44 Prozent erhöhte Leukämierate gegenüber der Rate im Entfernungsbereich größer als 5 km (p=0,004).
  • Weniger Mädchen: Auffällige Geburtenrate bei Gorleben
    23. Februar 2011 – Rund um das Zwischenlager im niedersächsischen Gorleben hat sich das Geschlechterverhältnis bei Geburten verschoben. Im Umfeld des Atomzwischenlagers in Gorleben im Landkreis Lüchow-Dannenberg werden deutlich weniger Mädchen geboren als früher: Seit Inbetriebnahme des Lagers 1996 kamen nach einer der Nachrichtenagentur dpa vorliegenden Untersuchung von Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums München “signifikant” weniger weibliche Kinder zur Welt.
  • Weniger Mädchen-Geburten um die Asse
    7. Dezember 2010 – Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW widerspricht der jüngsten Einschätzung der Bundesregierung, die vermehrten Krebsfälle in der Asse-Region seien rein zufällig. Während des Betriebs des Atommülllagers Asse sind dort in der Region neben den schon bekannten gehäuften Krebsfällen bei Erwachsenen nun auch deutlich zu wenig Mädchengeburten festgestellt worden. Dieses Ergebnis ist signifikant. Den Zufall als Ursache anzunehmen, erscheint extrem unwahrscheinlich.
  • Erhöhte Krebserkrankung um die Endlager Asse und Morsleben
    28. November 2010 – Um die zwei Endlagerbergwerke in Deutschland, in denen Atommüll eingelagert wurde, ist die Erkrankung an Blutkrebs signifikant erhöht. Laut Krebsregister sind doppelt soviele Menschen an Leukämie erkrankt, als im Bundesdurchschnitt. Nun müssen Untersuchungen folgen, um die Ursachen zu klären. Das es einen Zusammenhang mit dem Atommüll gibt, kann nicht ausgeschlossen werden. Erste “Experten” erklären einen Zusammenhang mit dem Atommüll schonmal als unwahrscheinlich.
  • WHO-Chefin: Auch Niedrigstrahlung ist gefährlich
    6. Mai 2011 – Bislang vertrat die WHO immer dieselbe Position wie die IAEA: So genannte “interne radioaktive Strahlung”, im Körper angereichert, sei nicht gefährlich. Damit ist nun Schluss: “Es gibt keine ungefährlichen Niedrigwerte radioaktiver Strahlung”, erklärte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan am Mittwoch bei einem kurzfristig anberaumten Treffen mit Mitgliedern der kritischen “Initiative für eine unabhängige WHO”.

Quellen (Auszug): welt.de, nwzonline.de; 03.09.2011