Urenco will 6 Mrd. Euro für Stilllegung von Gronau – plant Urenco schon den langfristigen Ausstieg?

Bei Urenco, dem Betreiber der einzigen Urananreicherungsanlage Deutschlands und weltweiter Hersteller von Brennelementen für AKW, bewegt sich etwas: Geschäftsführer Ohnemus nannte erstmals ungefragt eine konkrete Entschädigungssumme für die mögliche Stilllegung der UAA Gronau – 6 Milliarden Euro! Da musste selbst der ansonsten in Atomfragen eher schweigsame grüne Umweltminister Remmel im WDR widersprechen und ankündigen, dass die (entschädigungsfreie) Stilllegung der UAA Gronau auf der Tagesordnung bleibe.

Was sind die Hintergründe für diese überraschende Entwicklung? Urenco baut seit Jahren seine Urananreicherungskapazitäten massiv aus. In Gronau darf die Anlage noch auf 4.500 Tonnen Urantrennarbeit erweitert werden (derzeit ca. 3.200 Tonnen), in Almelo winkt aktuell die Genehmigung für einen Ausbau auf über 6.250 Tonnen (derzeit ca. 4.600 Tonnen), in Capenhurst/GB liegt die Kapazität derzeit bei 5000 Tonnen und auch in den USA soll seit Betriebsbeginn 2010 in der neuen UAA bei Eunice/New Mexico von Null auf 5.700 Tonnen Kapazität hochgefahren werden. Insgesamt will Urenco so seine Kapazitäten von derzeit rund 13.000 Tonnen Urantrennarbeit auf über 21.000 Tonnen ausbauen, das entspräche einer Steigerung des Weltmarktanteils von derzeit 27% auf über 40%!

Der Weltmarkt für angereichertes Uran für die Brennelementeproduktion ist 2011 jedoch drastisch geschrumpft: In Deutschland sind 7-8 Reaktoren vom Netz und in Japan liegen derzeit knapp 35 von 54 Reaktoren still, was zusammen 10% des Weltmarktes ausmacht. Wenn nun auch Japan aus der Atomenergie aussteigen sollte, anstatt weitere AKW zu bauen, dann wäre das eine echte Trendwende. Neubauprojekte werden auch in anderen Ländern derzeit gecancelt, überprüft oder verzögern sich zeitlich. Zukünftige Expansionen für Urananreicherer sind also schwierig und werden vor allem durch das Verdrängen von Wettbewerbern zu erreichen sein.

Dadurch könnte Urenco den Bogen überspannt haben und insgeheim bereits Optionen für eine stark sinkende Wachstumsrate bzw. sogar für den Verlust von Kunden durchspielen. Die Frage wäre dann, wo Urenco am ehesten auf Kapazitäten verzichten könnte. Und da wäre Gronau sicher ein Spitzenkandidat. Denn: Die UAA in Gronau ist bei vollständigem Ausbau in den USA die kleinste Anlage und im Gegensatz zu den UAAs in Almelo, Capenhurst und New Mexico ist die UAA in Gronau seit Jahren politisch sehr umstritten. Zudem ist die Anlage immer wieder im Fokus von äußerst unterschiedlichen Protesten: Uranmüllexporte nach Russland, Großdemo, Blockaden, Proteste auf Aktionärsversammlungen der Miteigentümer EON und RWE, … . Die USA galten zudem bisher als Wachstumsmarkt für Atom-Fans.

  • Möchte das Unternehmen also in ruhigeres Fahrwasser kommen und den politisch brisanten deutschen Markt verlassen, um „protestfrei“ produzieren zu können, dann wäre Gronau das erste Opfer für Urenco.

Das eröffnet für entschlossenen Widerstand in Gronau neue Perspektiven, bringt aber auch die Verpflichtung mit sich, unsere niederländischen Nachbarn Almelo (35 km westlich von Gronau) nicht allein im Regen stehenzulassen.

Der Weiterbetrieb der UAA Gronau ist aus all diesen Gründen u. E. auch bei Urenco aus diversen Gründen nicht mehr unumstritten. Eine Stilllegung ist deshalb eine realistische Perspektive, egal was die Bundesregierung oder die Landesregierung dazu machen oder nicht. Deshalb muss der Druck jetzt hoch bleiben.

  • Im Münsterland wird derzeit an einer internationale Urankonferenz geplant, die im Herbst 2011 stattfinden soll. Weiter ist im Frühjahr 2012 eine Großdemonstration angedacht.

UAAs stilllegen – Urananreicherung verbieten!

  • 1 Jahr Rot-Grün in NRW – Atomausstieg als Fata Morgana
    16. Juli 2011 – Nach einem Jahr Rot-Grün in Düsseldorf fällt das atompolitische Zeugnis für die Landesregierung mangelhaft aus: Wer gehofft hatte, dass sich diese Landesregierung für den Atomausstieg vor der Haustür stark macht, hat sich getäuscht. Im Gegenteil: Während bundesweit der Atomausstieg (sehr) langsam kommt, werden in NRW die Atomanlagen weiter ungehindert ausgebaut – eine (ausstiegs- und sicherheitsorientierte) Atomaufsicht findet in NRW derzeit nicht statt – das ist ein Skandal! Morgen wird in Ahaus protestiert. Diesen Beitrag weiterlesen »

Atomausstieg – Die Wahrheit:

Quelle: www.urantransport.de, 16.07.2011