Sicherheits-Ranking für deutsche Atomkraftwerke

Greenpeace hat ein Ranking der 17 deutschen Atommeiler erstellt. Die Rangfolge ergebe sich aus der Prüfung und Bewertung der Ergebnisse aus dem am 17. Mai veröffentlichten Bericht der Reaktorsicherheitskommission (RSK). Danach schneidet das AKW Isar I am schlechtesten ab, der Reaktor Emsland relativ am besten. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, die ältesten AKW sofort stillzulegen!

Emsland erziele mit 14 von 24 Punkten als einziger Reaktor im Greenpeace-Ranking mehr als 50 Prozent der erreichbaren Punkte. Greenpeace kritisierte den RSK-Bericht, weil er methodisch, inhaltlich und formal viele Mängel aufweise. Dennoch seien im Bericht die besonders gefährlichen Meiler klar auszumachen, meint Heinz Smital von Greenpeace.

  • Als Grundlage für das Punktesystem von Greenpeace haben acht der 16 Überprüfungsthemen im RSK-Anforderungskatalog gedient. Für jedes Überprüfungsthema gebe es drei Schutzgrade. Greenpeace übertrug die Ergebnisse der Kommission in ein Punktesystem. Je nach erreichtem Level gab es einen bis drei Punkte. Wurde ein Level nur teilweise erreicht, gab es einen halben Punkt weniger. Aus den erreichten Punktmengen ergibt sich die Reihenfolge der Meiler. Dabei erzielten die sieben ältesten Atomkraftwerke sowie die AKW Gundremmingen B und C die schlechtesten Werte, gefolgt vom Pannen-AKW Krümmel.
Greenpeace - AKW-Sicherheitsranking nach RSK-Bericht

Greenpeace - AKW-Sicherheitsranking nach RSK-Bericht

Insgesamt wurden drei verschiedene Bewertungsmethoden angewendet. Alle hätten zum selben Ergebnis geführt, nämlich dass die sieben ältesten Meiler und der Problemreaktor Krümmel am schlechtesten gerüstet seien.

„Ein Sicherheits-Ranking ihrer Reaktoren hat die Atomindustrie bisher gescheut wie der Teufel das Weihwasser“, sagt der Greenpeace-Kernphysiker Heinz Smital. „In dem Bericht der RSK sind aber die besonders gefährlichen Meiler klar auszumachen. Es gibt keine Ausreden mehr, die ältesten AKW nicht sofort stillzulegen.“

Greenpeace will das Ranking nun der Bundesregierung und der Ethik-Komission vorlegen.

Deutsche Umwelthilfe: Als Entscheidungsgrundlage für Atomausstieg unbrauchbar

DUH-Bewertung des RSK-Berichtes

DUH-Bewertung des RSK-Berichtes - Legende: rot: Level 1, gelb: Level 2, grün: Level 3; ? - hängt von weiteren Nachweisen ab

Der RSK-Stellungnahme ist laut Deutscher Umwelthilfe nicht nur der enorme Zeitdruck anzumerken, unter dem die Experten standen. „In der gesetzten Frist war eine seriöse Sicherheitsüberprüfung aller 17 Reaktoren nicht im Ansatz zu schaffen“, erklärte der Reaktorsicherheitsexperte Wolfgang Renneberg vom Büro für Atomsicherheit in Bonn. Das mit dem Betrieb der deutschen Kernkraftwerke verbundene Risiko werde durch den RSK-Bericht nicht ausgewiesen. Der so genannte Stresstest sei deshalb „als Grundlage einer gesellschaftlichen Entscheidung über die Kernenergie unbrauchbar“.

Eine systematische und umfassende Prüfung habe weder stattgefunden noch in der Kürze der Zeit stattfinden können. Diese Herangehensweise begünstige insbesondere alte Anlagen, in denen zum Ausgleich ihrer schwächeren Sicherheitsauslegung zusätzlich Maßnahmen zur Beherrschung von Notfallmaßnahmen vorgesehen seien, die es nach der zugrundeliegenden Sicherheitsphilosophie gar nicht geben sollte.

„Der RSK-Bericht hat bestätigt, dass auch alle deutschen Reaktoren erhebliche Sicherheitsdefizite diesseits und jenseits der Schwelle zum Restrisiko aufweisen. Alle Atomkraftwerke sollten deshalb im Rahmen eines Atomausstiegsgesetzes mit einer pauschalen Laufzeitbeschränkung als Kern abgeschaltet werden. Unser Vorschlag lautet: 28 Jahre“, so DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Damit würden die derzeit stillgelegten Reaktoren auch nach Ende des Moratoriums vom Netz bleiben. Noch in diesem Jahr ginge das AKW Grafenrheinfeld vom Netz, im kommenden Jahr liefe die Laufzeit des ohnehin kalten AKW Krümmel aus. Als letztes Kraftwerk würde im Frühjahr 2017 Neckarwestheim 2 abgeschaltet.

„Die neue Lehre aus Fukushima ist offenbar die alte: Es kann überall passieren und jederzeit“

Quellen (Auszug): greenpeace.de, duh.de; 23.05.2011