Störfallhäufung in Philippsburg 2 – Stoppt das Restrisiko!

Im noch in Betrieb befindlichen Atomkraftwerk Philippsburg-2 häufen sich die Störfälle. Während der Nachbarblock 1 im Rahmen des Fukushima-Moratoriums abgeschaltet werden musste, meldet Betreiber EnBW nun aus dem laufenden Meiler vermehrt meldepflichtige Ereignisse.

21. April 2011 – Fehlerhaftes Öffnen eines Ventils (INES 0)

  • Bei einer regelmäßigen Prüfung wurde ein Ventil einer Leitung des Nachkühlsystems, die aus einem von vier Flutbehältern zum Sumpf des Reaktorgebäudes führt, zu weit geöffnet (Menschliches Versagen). Deswegen dauerte das Schließen beim nächsten Prüfungsschritt entsprechend länger. Da ein davor angeordnetes Ventil zeitgleich automatisch geöffnet worden war, konnte über einen Zeitraum von etwa einer Minute Wasser aus dem Flutbehälter in den Sumpf gelangen. Infolgedessen sank der Füllstand des Flutbehälters unter den vorgeschriebenen Grenzwert. Der Flutbehälter wurde unmittelbar wieder aufgefüllt.

19. April 2011 – Nachmeldung eines Ereignisses aus dem Mai 2009 (INES 0)

  • Bei einer erneuten Überprüfung eines Störfalls im Mai 2009 musste EnBW einen Vorfall nachmelden: für Arbeiten an Rohrleitungen wurden damals zwei Armaturen geöffnet und für ca. 10 Stunden elektrisch abgeschaltet. Die beiden betroffenen Armaturen dienen dazu, im Falle des Austritts von Kühlmittel im Sicherheitsbehälter diesen gegenüber dem Reaktorgebäude abzuschließen. Zwar war diese Funktion durch andere Barrieren jederzeit gewährleistet, wegen unterschiedlicher Interpretation der atomrechtlichen Meldeverordnung durch den Betreibers und den Gutachter musste das Ereignis nun als meldepflichtig eingestuft werden.

14. April 2011 – Automatisches Verstellen von Armaturen im nicht-nuklearen Teil der Anlage (INES 0)

  • Aufgrund einer kurzzeitigen Frequenzschwankung einer elektronischen Baugruppe wurden automatisch Armaturen der Speisewasserversorgung und des Frischdampfsystems verstellt. Beide Systeme befinden sich im Sekundärkreislauf, also im nicht-nuklearen Teil der Anlage. Die Armaturen wurden nach einer Überprüfung wieder in ihre Ausgangspositionen gestellt. Die Untersuchung der Ursache für die kurzzeitige Spannungsschwankung konnte zeitnah nicht ermittet werden.

14. April 2011 – Einspeiseschalter öffnete nach einer Schaltung auf eine Notstromschiene fehlerhaft (INES 0)

  • Im Rahmen einer regelmäßigen Prüfung wurde zur Schaltung auf eine Notstromschiene ein Einspeiseschalter geschlossen. Nach ca. 30 Sekunden öffnete sich der Schalter fehlerhaft wieder. Infolge des Öffnens war die Notstromschiene spannungslos. Wie in diesem Fall vorgesehen, sprang automatisch ein weiterer Notstromdiesel zur Stromversorgung der Notstromschiene an. Die Ursachensuche für das fehlerhafte Öffnen des Einspeiseschalters läuft. Nach einem Autausch des Schalters wurde die Prüfung erfolgreich durchgeführt. Die Ursache war zeitnah nicht zu ermitteln.

30. März 2011 -Vorsteuerventil des Frischdampfsystems öffnete nicht (INES 0)

  • Ein Vorsteuerventil des Frischdampfsystems öffnete bei einer Wiederkehrenden Prüfung nicht. Ursache hierfür war eine defekte elektronische Baugruppe. Diese wurde umgehend ausgetauscht. Die Prüfung wurde erneut durchgeführt und erfolgreich abgeschlossen. Das Vorsteuerventil dient dazu eine Armatur zur Druckentlastung des Frischdampfsystems zu öffnen. Diese Funktion war durch ein anderes Vorsteuerventil jederzeit gewährleistet.

28. März 2011 – Fehlsignal im Block 2 des Kernkraftwerks Philippsburg (INES 0)

  • Aufgrund eines Fehlsignals wurden automatisch Armaturen zum Abschluss eines Teils des Kühlmittelsystems sowie eine Pumpe in Betrieb genommen worden. Die Elektronikbaugruppen, die das Fehlsignal übermittelt hatten, wurde ausgetauscht und zur weiteren Ursachenklärung in einem Labor untersucht.

11. März 2011 – Defekt an einer Elektronikbaugruppe (INES 0)

  • Defekte Elektronikbaugruppe: Diese dient der elektronischen Steuerung von Armaturen im nicht-nuklearen Teil eines Dampferzeugers. Aufgrund des Defekts wurden diese Armaturen, wie in diesem Fall vorgesehen, automatisch sicherheitsgerichtet geschlossen. Der Dampferzeuger ist ein Wärmetauscher, in dem die im Kühlmittelkreislauf transportierte Wärme an den Wasserdampfkreislauf abgegeben wird. Die Elektronikbaugruppe musste umgehend ausgetauscht werden.

23. Februar 2011 – Abweichende Messwerte an Flutbehälter-Messgeräten (INES 0)

  • Geringfügig abweichende Messwerte an Füllstands-Messgeräten der Flutbehälter wurden festgestellt. In den Flutbehältern wird Kühlmittel für den Primärkreis der Anlage bevorratet. In jedem der vier Flutbehälter wird der Füllstand von insgesamt drei unterschiedlichen Messgeräten erfasst. Bei der Untersuchung wurde festgestellt, dass in drei Flutbehältern je ein Messgerät den Füllstand mit einer geringfügigen Abweichung vom tatsächlichen Stand misst. Die jeweils beiden anderen Messgeräte funktionieren jedoch einwandfrei. Die betroffenen Messgeräte wurden umgehend ertüchtigt. Bei der Untersuchung wurde überdies festgestellt, dass es Abweichungen in der technischen Dokumentation der Messgeräte dieses Typs gibt. Die Abweichungen mussten behoben werden.

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22. Dezember 2010 – Notstromschiene nach fehlerhafter Betätigung eines Schalters kurzzeitig spannungslos (INES 0)

  • Bei der Rückschaltung der Spannungsversorgung bei einer der vier Notstromschienen nach einer erfolgreich abgeschlossenen Prüfung wurde ein elektrischer Schalter fehlerhaft betätigt (menschliches Versagen). In Folge dessen wurde die Notstromschiene kurzzeitig spannungslos. Wie in diesem Fall vorgesehen, wurde zur alternativen Versorgung der Notstromschiene ein Dieselgenerator automatisch angefahren. Die Rückschaltung wurde umgehend erfolgreich abgeschlossen.

17. Juni 2010 – Defekt an einem Notstromdiesel (INES 0)

  • Bei einer planmäßigen Prüfung im Rahmen der laufenden Revision – also bei abgeschalteter Anlage – war ein Defekt im Bereich der Kraftstoff-Zufuhr an einem Notstromdiesel festgestellt worden. Dieser wurde behoben. Die anschließend durchgeführten Starts mit Probelauf waren erfolgreich.

Wir fordern: Philippsburg-2 vom Netz. Sofort! Stoppt das Restrisiko!

Quellen: EnBW.de; 25.04.2011