Ahaus: Probecastor, Atommüll, eine Mauer und Protest

Immer mehr Atommüll landet im Zwischenlager Ahaus an, als nächstes soll ein Probecastor aus Jülich rollen. 152 Behälter werden nach Willen der Bundesregierung bis Mitte 2013 folgen. Wegen Terrorgefahr ist das Lager unsicher, nun soll eine Mauer gebaut werden. Atomkraftgegner fordern vor der Fertigstellung keine weiteren Einagerungen vorzunehmen – und setzen weiter auf Protest.

Ahaus-Gorleben-Konrad: Nukleares Dreieck?

Ahaus-Gorleben-Konrad: Nukleares Dreieck?

Seit Ende 2010 wurden 74 Gebinde mit schwach- und mittelradioaktivem Abfall in Ahaus eingelagert. Das bedeutet, alle fünf Tage rollt ein LKW mit Strahlenmüll in das Lager. Absender sind die AKW Biblis, Neckarwestheim sowie Würgassen. Die Abfälle warten auf die Fertigstellung des Endlagers Schacht Konrad, müssen aber vorher noch konditioniert – also umverpackt – werde. An welchem Ort das geschieht, ist derzeit unklar. Als eine Möglichkeit nennt die NRW-Regierung die Pilotkonditionierungsanlage in Gorleben. Dafür müsste der brisante Müll mehr als 500 Kilometer quer durch Norddeutschland transportiert werden.

  • Die Atommüllmisere offenbart sich: Die Inbetriebnahme von Schacht Konrad verzögert sich immer weiter, auch die Eignung ist fraglich. Die Genehmigung von Ahaus läuft 2036 aus, die Pilotkonditionierungsanlage Gorleben ist nicht in Betrieb.

Als nächstes wird allerdings eine „Probe-Castor“ geplant, 152 Behälter mit radioaktiven Abfällen aus dem ehemaligen Kugelhaufen-Reaktor in Jülich sollen auf Druck der Bundesregierung bis Juni 2013 nach Ahaus gebracht werden. Die Leerfahrt eines Castors gilt als Voraussetzung für eine Genehmigung der Transporte durch das Bundesamt für Strahlenschutz.

Die Entscheidung für die Probefahrt fiel zwei Tage nach der Verkündung, dass bundesweit alle Zwischenlager gegen Terrorschutz nachgerüstet werden sollen. Auch in Ahaus müsse nach „neuen Erkenntnissen über Tatmittel und Täterverhalten“ nun eine Mauer gegen Einwirkungen von außen gebaut werden. Was mehr Sicherheit verspricht, ist zum einen das Eingeständnis, dass das Lager derzeit „unsicher“ ist. Andererseits halten Atomkraftgegner die Massnahme für wirkungslos gegenüber Flugzeugabstürzen.

„Das Zwischenlager Ahaus entspricht selbst für das Bundesumweltministerium nicht mehr den aktuellen Sicherheitsanforderungen. Damit verbietet sich automatisch jede weitere Einlagerung von Atommüll in Ahaus – das gilt für die 152 Castoren aus dem Forschungszentrum Jülich wie für die schwach- und mittelradioaktiven Atommülltransporte“, so Matthias Eickhoff von die Initiative SOFA (Sofortiger Atomausstieg) Münster.

Da sich mit einem Probetransport die Pläne für die tatsächlichen Castortransporte konkretisieren, setzen die Atomkraftgegner weiter auf Protest: am 21. Januar findet eine Landeskonferenz der Anti-Atom-Bewegung in Oberhausen statt. Für den 25. Februar ist ein „Autobahnaktionstag“ von Ahaus nach Duisburg nach Jülich geplant.

  • Zwischenlager: Schutzmauern für mehr Sicherheit
    12. Januar 2012 – An keinem anderen Ort in Deutschland lagert so konzentriert eine riesige Menge hochradioaktiver Atommüll: die Zwischenlager an den Atomkraftwerken und die Hallen in Gorleben, Ahaus und Lubmin. Allesamt sind nicht ausreichend gegen “Einwirkungen von außen” geschützt – und sollen nun Betonmauern für mehr Sicherheit bekommen. Atomkraftgegner sehen vor allem eines: das Eingeständnis, das die Lager bis heute unsicher sind.
  • Baustopp für Schacht Konrad gefordert
    15. Dezember 2011 – Wegen der Unklarheit in der Endlagerfrage fordert der Rat der Stadt Salzgitter einen Baustopp im Schacht Konrad. Man dürfe ohne eine grundsätzliche Einigung zum technischen Konzept keine weitere Fakten schaffen. Atomkraftgegner schließen sich der Forderung an: das Verbuddeln von Atommüll in ehemaligen Bergwerken ist gescheitert! Ein Baustopp für Schacht Konrad ist überfällig!
  • Jülich: Massive Sicherheitsprobleme bei Transport von Brennelement-Kugeln
    13. Dezember 2011 – Der geplante Transport der 152 West-Castoren vom Forschungszentrum Jülich ins Zwischenlager Ahaus wirft massive Sicherheitsprobleme auf: Zum Teil wurde hochangereichertes Uran verwendet, die Graphit-Ummantelung ist brennbar, die Brennelement-Kugeln nicht endlagerfähig verpackt. Atomkraftgegner fordern einen Transporte-Stop und kündigen Proteste an.

Quellen (Auszug): kein-castor-nach-ahaus.de, taz.de, sofa-ms.de; 16.01.2012