Baden-Württemberg: Noch viele Jahre Atomrisiko?

Der BUND Baden-Württemberg hat alle wichtigen Fakten gegen den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke Neckarwestheim-2 und Philippsburg-2 zusammengefasst und fordert: Sofort abschalten und atomares Risiko vermindern!

Zwei neue Flugblätter geben einen Überblick, weshalb es sich bei den zwei Reaktoren in Baden-Württemberg gegenüber der abgeschalteten Blöcke keinesfalls um „modernere“ oder „sichere“ Anlagen handelt:

BUND-Flugblatt Philippsburg 2012Philippsburg

Block 1 des Atomkraftwerks Philippsburg (KKP 1) wurde nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 stillgelegt. Der größere Block 2 soll nach dem Willen der Bundesregierung bis Ende 2019 betrieben werden. Auch bei den noch laufenden Reaktoren wie KKP 2 besteht jederzeit die Gefahr eines GAUs.

  • 58 meldepflichtige Ereignisse seit 2000 allein in Block 2, vier davon Stufe 1 und 2 der INES-Skala
  • 2001 – zu niedrige Borsäurekonzentration im Kühlwasser, das AKW wird für kurze Zeit außer Betrieb gesetzt, Störfall der Stufe 2 der INES-Skala
  • 2006 – mehrere wichtige Schlüssel für das AKW gehen verloren, ihr Verbleib konnte bis heute nicht geklärt werden
  • 2010 – 280.000 Liter radioaktiv verseuchtes Wasser treten aus dem AKW aus, Bericht an die Behörden erst neun Monate später durch einen Insider.

Sicherheitsprobleme

  • Lage in einem Erdbebengebiet im Bereich des Oberrheingrabens und im natürlichen Überflutungsgebiet des Rheins
  • Eines der durch Terrorangriffe vom Boden und aus der Luft verwundbarsten deutschen Atomkraftwerke
  • Seit der Katastrophe von Fukushima keine Nachrüstungen bezüglich der sicherheitsrelevanten Forderungen
  • Stark strahlende und wärmeentwickelnde Brennelemente im unzureichend geschützten Abklingbecken des Blocks 1
    oberhalb des Reaktorkerns – vergleichbar Fukushima 4
  • Risiken durch die Lagerung von hochradioaktivem Atommüll im Standortzwischenlager mit geringen Wandstärken (unter 1 m) z. B. beim Undichtwerden von Castorbehältern
  • Das AKW liegt 25 km von Heidelberg und 30 km von Karlsruhe in der Mitte zweier dicht besiedelter Ballungsräume und neben dem Verkehrslandeplatz Speyer/Ludwigshafen

BUND-Flugblatt Neckarwestheim 2012Neckarwestheim

Der Reaktor 1 des AKW Neckarwestheim (GKN I) wurde nach der Katastrophe von Fukushima 2011 stillgelegt, der größere Reaktor GKN II soll nach dem Willen der Bundesregierung bis Ende 2022 betrieben werden. Auch bei den noch laufenden Reaktoren wie GKN II besteht jederzeit die Gefahr eines GAUs.

  • 35 meldepflichtige Ereignisse seit 2000, drei davon Stufe 1 der INES-Skala
  • 1998 Skandal wegen Grenzwertüberschreitung nach der Kontamination von Atommüllbehältern
  • 2004 gelangte kontaminiertes Wasser aus GKN II unbemerkt in den Neckar. Die Betreiber mussten ein Ordnungsgeld von 25.000 Euro zahlen.

Sicherheitsprobleme

  • Der Reaktor steht auf geologisch instabilem Grund. Ende 2002 kam es auf einem Acker 4,5 km vom AKW entfernt ohne Vorwarnung zu einem 18 Meter tiefen Erdeinbruch.
  • Notstromversorgung nicht hinreichend unabhängig
  • Nicht umfassend gegen Terrorangriffe gesichert
  • Seit der Katastrophe von Fukushima keine Nachrüstungen bezüglich der sicherheitsrelevanten Forderungen
  • Im Katastrophenfall Gefahr durch hochradioaktiven Brennstoff im Abklingbecken GKN I
  • Risiken durch Standortzwischenlager, etwa bei Undichtwerden der Castorbehälter
  • Das AKW Neckarwestheim liegt 30 km von Stuttgart entfernt und nahe dem dichtbesiedelten Ballungsraum Mannheim

weitere Informationen:

  • Ist das ‘sicher’? 11 Störfälle in zwei AKW in einem Monat
    26. Juni 2012 – In diesem Monat haben sich bereits mindestens elf Störfälle ereignet – und das in nur zwei Reaktoren. Das AKW Emsland und das AKW Philippsburg-2 sind derzeit zur Revision vom Netz. Und melden einen Störfall nach dem anderen. Ist das ‘sicher’? fragen Atomkraftgegner und fordern die Stilllegung der Anlagen.
  • Störfallserie und Schlamperei in deutschen AKW
    21. März 2012 – Nicht nur aus den Atomkraftwerken Neckarwestheim, Gundremmingen und Emsland sind in den letzten zehn Tagen Störfälle gemeldet worden. Der Betreiber des AKW Philippsburg musste ein Ereignis aus 2010 nachträglich in der INES-Bewertung hochstufen. Atomkraftgegner bekräftigen die Forderung nach sofortiger Stilllegung.

Quelle (Auszug): bund bawü; 29.06.2012