Atom-Drehscheibe Hamburg: Erneut nukleare Fracht abtransportiert

Drei LKW mit radioaktiver Fracht haben am vergangenen Dienstag (6. Mai) kurz vor 17 Uhr den Hamburger Hafen über die A 7 in Richtung Süden verlassen. Atomkraftgegner warnen vor den Gefahren und fordern einen Transportestopp.

Atomtransportschiff Sheksna, Bild: marinetraffic.com

Atomtransportschiff Sheksna, Bild: marinetraffic.com

Die erste Beobachtung der Container erfolgte durch Aktivisten am Dienstag in der Mittagszeit als die Fracht im Hamburger Burchardkai von dem Frachter Sheksna, der unter maltesischer Flagge fährt, entladen wurde. Die Behälter sind mit Radioaktivitätszeichen gekennzeichnet. Das Schiff hatte laut marinetraffic.com aus der Ostsee kommend über den Nord-Ostseekanal am 06. Mai um 8:30 Uhr den Hamburger Hafen erreicht – und um kurz vor 12.00 Uhr bereits wieder verlassen.

Insgesamt haben im vergangenen Jahr 116 Atomtransporte mit angereichertem Uran-Brennstoff durch die Hansestadt Hamburg per Straße, Schiene und Schiff stattgefunden. Hinzu kommen mindestens ebenso viele Atomtransporte mit sonstigen radioaktiven Stoffen. Das ergibt sich aus der Auswertung von Anfragen der Links-Fraktion sowie der Grünen in der Hamburgischen Bürgerschaft. Damit bleibt die Zahl der Atomtransporte mit sogenannten Kernbrennstoffen gegenüber 2012 (117 Transporte) fast konstant.

Hauptsächlich handelt es sich um neue Brennelemente für den Einsatz in Atomkraftwerken, darunter auch Brennelemente mit Plutonium für das AKW Brokdorf. In Verbindung mit der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau erfolgt auch der Transport von angereichertem Uranhexafluroid (UF6). Auch wird z.B. Uran-Erz-Konzentrat aus Namibia im Hamburger Hafen umgeschlagen und rollt per Schiene ins französische Narbonne zur Weiterverarbeitung.

Atomkraftgegner warnen vor Gefahren und fordern einen Transportestopp: Uranhexafluorid ist nicht nur radioaktiv, sondern aufgrund des Fluor-Anteils auch hoch aggressiv und explosiv. Eine Kontrolle hatte Anfang März erhebliche Mängel bei der Sicherheit offengelegt. Vorschriften waren nicht eingehalten worden oder Ladung nicht ordnungsgemäß gesichert. Auch war es zu Unfällen, einem Brand und einer Kollisionen gekommen. Aktivisten hatten erst kürzlich in Hamburg gegen Atomtransporte protestiert.

„Bei dem Schiffsbrand vor einem Jahr ist Hamburg nur knapp einer Katastrophe entgangen“ so eine der am 30. April am Firmengebäude der Reederei ACL kletternden Aktivistinnen. „Wir fordern daher den sofortigen Stopp der Atomtransporte durch den Hamburger Hafen“.

Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz kritisiert, dass erneut radioaktives Material während der Hauptverkehrszeit mit LKW unterwegs ist. Grundsätzlich fordert der BBU allerdings das generelle Verbot aller Atomtransporte und die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen.

„Die ständige und gefährliche Uran- und Atommüll-Verschieberei muss ein Ende haben“, fordert Udo Buchholz vom Vorstand des BBU.

  • Hamburg: Kletternde Anti-Atom-Aktivist_innen erinnern an Schiffsbrand
    30. April 2014 – Mit mehreren Kletteraktionen vor dem Hamburger Firmensitz der Atlantic Container Line (ACL) protestieren 10 Anti-Atom-Aktivist_innen gegen die Atomtransporte durch die Reederei ACL. Sie hängten anlässlich des Jahrestages des Großbrands des mit radioaktiven Materialien beladenen ConRo-Frachters Atlantic Cartier am 1. Mai 2013 Transparente am und vor dem Gebäude der ACL in der Hafen-City auf. 
  • Stena Line bestätigt: Radioaktive Fracht auf Passagierfähren über die Ostsee
    7. April 2014 – Die Reederei Stena-Line hat bestätigt, dass auf ihren Passagierfähren auf der Ostsee-Route Rostock – Trelleborg Atomtransporte durchgeführt werden. Atomkraftgegner warnen vor unkalkulierbaren Risiken.
  • Atomtransporte Hamburg: Kein Wasser, wenn es brennt!
    4. April 2014 – Trotz der Abschaltung einiger Atomkraftwerke bleibt der Hamburger Hafen Drehscheibe für Atomtransporte aller Art. Hinzu kommen zahlreiche Atomtransporte auf der Straße und auch Schiene. Vor allem das extrem giftige Uranhexafluorid (UF6) und Uranbrennelemente werden kreuz und quer durch Hamburg transportiert. Während Bremen seine Häfen zumindest für einen Teil der Atomtransporte gesperrt hat, können die atomaren Frachten in Hamburg ungestört weiter transportiert werden. Der Hamburger SPD-Senat hat es jüngst abgelehnt, Atomtransporte durch den Hafen wenigstens einzuschränken. Die Atomtransporte vor allem mit Uranhexafluorid sind hochriskant. Kommt es zu nach einem Unfall zu einer Leckage, kann dies zu schweren Verätzungen bis hin zum Tod noch in einigen 100 Metern Entfernung führen. Auch können radioaktive Substanzen eingeatmet werden.
  • Hamburg: Sicherheitsmängel bei Atomtransporten
    4. März 2014 – Bei zahlreichen Atomtransporten im Hamburger Hafen sind Sicherheitsmängel festgestellt worden. Pro Jahr werden dort etwa 260 Atomtransporte abgewickelt – eine der “atomaren Drehscheiben” in Deutschland. Atomkraftgegner fordern die Entwidmung des Hafens für diese Transporte.
  • Urantransport aus dem Hamburger Hafen erfolgt
    10. Januar 2014 – Nach Recherchen von AtomkraftgegnerInnen in Hamburg fand gestern der Abtransport von 20 Container mit Uranerzkonzentrat aus dem Hafengebiet mit Ziel Frankreich statt. Französische Atomkraftgegner fordern nach einem unaufgeklärten Unfall ein generellen Transportestopp.
  • Hamburg weiter Drehscheibe für Atomtransporte
    21. November 2013 – Die Bürgerschaftsfraktion Die Linke in Hamburg hat neue Daten erfragt. Im Ergebnis wird klar: die Stadt ist weiter Drehsscheibe für Atomtransporte. Zwischen Mai und Oktober sind allein 59 Transporte gerollt.
  • Ostsee: Unfall-Frachter hatte radioaktive Ladung
    22. Oktober 2013 – Nach Recherchen des NDR hatte das russische Schiff, dass am vergangenen Freitag eine Kollision in der Ostsee verursachte, radioaktive Ladung an Bord. Zudem missachtete der Kapitän die Seeverkehrsregeln. Atomkraftgegner fordern einen sofortigen Transportestopp.
  • Protest gegen die Atomtransporte durch Hamburg!
    22. August 2013 – Atomkraftgegner laden zu einem Pressegespräch und Anti-Atom-Protest im Hamburger Hafen. Anlass ist, dass die “Atlantic Cartier”, die am 1. Mai 2013 mit Uranhexaflouried (UF6) und Atombrennstäben, Munition und Ethanol in Brand geraten war, wieder nach Hamburg kommt.
  • Atomtransporte auf Passagierfähren
    22. Juni 2013 – Die Passagiere sitzen auf dem Sonnendeck und freuen sich auf den Urlaub. Was sie nicht wissen: Mit ihnen, im Bauch der Fähre, fährt radioaktives Material mit. Auf Lkw oder in Güterwaggons wird regelmäßig “Gefahrgut der Klasse 7? auf Personenfähren transportiert, so etwa von Rostock ins schwedische Trelleborg und zurück. Das haben Recherchen von Panorama 3 ergeben. Atomkraftgegner fordern ein generelles Verbot von Atomtransporten.
  • Hafen gesperrt: Bremer Verbot von Atomtransporten rechtmäßig
    10. September 2012 – Der Bremer Senat hat ein neues Gutachten vorgelegt, nachdem das erlassene gesetzliche Verbot für den Umschlag von Atomtransporte mit Kernbrennstoffen über bremische Häfen rechtsmäßig ist. Das berichtet Radio Bremen. Weil die Bremer Häfen nicht mehr für den Umschlag in Frage kommen und auch Cuxhaven und Wilhelmshaven sich weigern, radioaktive Stoffe über ihre Häfen transportieren zu lassen, muss E.on für den bevorstehenden Transport von plutoniumhaltiven MOX-Brennelementen aus Sellafield auf den Hafen Nordenham ausweichen.

Quellen (Auszug): robinwood.de, bbu-online.de; 29.04./05.05.2014