Atomlobby droht mit schnellerem Ausstieg und fordert „Respekt“

Bei den gegenwärtigen Strompreisen und durch die Festlegung der Brennelementsteuer zu Zeiten höherer Preise liesse sich mit den Atomkraftwerken kaum noch Geld verdienen, veröffentlicht die Atomlobby und droht mit einem schnelleren Atomausstieg. Die Branche verdiene Respekt, fordert Atomlobby-Präsident Güldner. Atomkraftgegner unterstellen der Branche Verbrechen an der Menschlichkeit.

Stoppt das dreckige Atomgeschäft!

Stoppt das dreckige Atomgeschäft!

Am Rande der Jahrestagung Kerntechnik, die am Dienstag in Berlin begonnen hat, droht Atomforum-Präsident Ralf Güldner mit einem „vorzeitigen Ausstieg“ und fordert mehr „Respekt“ für die Atombranche. Man stelle sich „immer häufiger“ die Frage, warum die unwirtschaftlich werdenden Meiler nicht abgeschaltet würden. Die Margen würden immer kleiner, so dass es sich kaum noch lohne, so Güldner.

Grund für die immer geringere Wirtschaftlichkeit der Reaktoren sind die Folgen der Energiewende: Einspeisevorrang für Ökostrom an den Strombörsen. Der führt dazu, dass die Betriebsstunden der AKW sinken. Und am Ende sind Energiekonzere ihren Aktionären gegenüber verpflichtet, Gewinne zu maximieren. Läuft also ein Meiler langfristig in den roten Zahlen, müsste es zwangläufig zur Stilllegung kommen.

Vergessen werden dürfen aber nicht die milliardenschwerden Subventionen, die von der Atomlobby für die Errichtung und den Betrieb der AKW eingestrichen worden oder die steuerfreien Rückstellungen für die Entsorgung des Atommülls. Parallel kassierte die Atomindustrie mit der Risikotechnologie dank abgeschriebener Altanlagen Milliardeneinnahmen.

In seiner Begrüßungsrede auf der 44. Jahrestagung forderte Güldner Respekt für die Branche: Die „Leistung für höchste kerntechnische Sicherheitskultur in Deutschland“ solle gesellschaftlich anerkannt werden.

Atomkraftgegner warnen unterdessen vor der täglichen Gefahr eines schweren Unfalls:

„Mit wenigen Fehlentscheidungen, menschlichen oder technischen Versagens kann durch einen Super-GAU unglaublicher wirtschaftlicher Schaden und menschliches Leid erzeugt werden“, so Jan Becker von contrAtom. „Zudem wird in den letzten neun Meilern täglich weiterer Atommüll produziert, für den es keine Entsorgungslösung gibt. Das verdient keinerlei Respekt sondern ist ein Verbrechen an der Menschheit.“

  • Studie: Mangelhafte Versicherung von AKW verstösst gegen Europarecht
    15. Februar 2013 – Rückt das Aus für Atomstrom näher? Eine neue Studie der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) stellt fest, dass indirekte Subventionen für AKW-Betreiber gegen Europarecht verstoßen und deshalb verboten werden müssen. Es geht um die fehlende Haftung der AKW-Betreiber bei schweren Unfällen. Würden die Meiler ausreichend versichert, wäre Strom aus Atomkraftwerken nicht mehr wirtschaftlich. Atomkraftgegner fordern das umgehende Aus für die letzten neun deutschen AKW.
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    2. August 2012 – Einer der größten Ausrüster für Atomkraftwerke in aller Welt verabschiedet sich von der Technologie. Man könne irgendwann die wirtschaftliche Seite “einfach nicht mehr ignorieren”, denn Atomkraft würde durch staatliche Subventionen billig gehalten, so der Chef des amerikanischen Unternehmens General Electric. Atomkraftwerke werden von anderen Energieformen verdrängt – nicht aus Idealismus, sondern wegen der Kosten.
  • Der Neubau von Atomkraftwerken ist ein höchst riskantes Spiel
    22. April 2012 – Es ist nicht nur die ungelöste Entsorgung des Atommülls oder die latente Gefahr eines schweren Unfalls. Laut eines Berichts der britischen Energy Fair Group muss sich jeder, der Investitionen in neue Atomkraftwerke in Betracht zieht, mit fünf wesentlich Risikobereichen auseinandersetzen: Marktrisiko, Kostenrisiko, Subventionsrisiko, politisches Risiko und Baurisiko. Im Ergebnis ist der Neubau von Atomkraftwerken ein höchst riskantes Spiel.
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    23. Juli 2011 – Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. In Vergessenheit geraten darf aber nicht, dass die Atomenergie ohne staatliche Subventionen gar nicht existieren könnte. Und der Abbau der Alt-Anlagen wird den Staat noch Milliarden kosten.

Quelle (Auszug): tagesspiegel.de, 14.05.2013