Niederlande: Laufzeitverlängerung für RWE-Meiler Borssele

Das einzige Atomkraftwerk der Niederlande darf noch 20 weitere Jahre laufen. Besonders pikant: der deutsche Konzern RWE hält 30 Prozent am dem Meiler. Atomkraftgegner hatten mehr als 1.000 Unterschriften gesammelt und fordern nun als Antwort auf diese Geschäftspolitik RWE-Kunden auf, dem Atomkonzern die rote Karte zu zeigen.

AKW Borssele/Niederlande; Quelle: google streetview

AKW Borssele/Niederlande; Quelle: google streetview

Das niederländische Wirtschaftsministerium teilte mit, dass die beantragten Verlängerung der Laufzeit von 40 auf 60 Jahre bis Ende 2033 genehmigt wurde. RWE hält 30 Prozent an Borssele, 70 Prozent gehören dem niederländischen Versorger Delta.

Borselle liegt Düsseldorf näher als alle deutschen Atomkraftwerke – ein schwerer Unfall hätte schwerwiegende Auswirkungen auch auf Nordrhein-Westfalen. Die dortige Landesregierung protestiert nun gegen den Beschluss und „bedauert, dass niederländische Behörden eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung nicht für erforderlich halten“, so das Umwelt- und Wirtschaftsministerium von NRW in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Die rot-grüne Landesregierung hatte sich gegen Borssele ausgesprochen.

Der Druckwasserreaktor wurde von Siemens-KWU errichtet. Baubeginn für den Reaktor war am 1. Juli 1969, er wurde am 20. Juni 1973 zum ersten Mal kritisch. Damit ist der Block heute fast 40 Jahre alt. Im internationalen Durchschnitt gehen AKW nach 27 Jahren altersbedingt vom Netz.

Großmundig hatte der neue RWE-Chef Terium im Oktober 2012 erklärt, er wolle den Konzern „zum grüneren Versorger“ umbauen. Der geplante Neubau von AKW u.a. auch in den Niederlanden war wegen wirtschaftlicher Risiken auch geplatzt.

„Dass der RWE-Konzern jetzt an der Laufzeitverlängerung eines Atomkraftwerkes in unserem Nachbarland beteiligt ist, beschreibt die Ernsthaftigkeit mit der sich der Konzern ‚grüner‘ machen will: durch scheinheilige Propaganda, am Ende wird mit allem Geld gemacht, was Gewinn abwirft“, so Jan Becker von contrAtom. „Was RWE in Borssele jetzt unterstützt, ist Wahnsinn. Dieses Risiko muss von den Konzernkunden sofort mit der Kündigung beantwortet werden.“

  • 1.000 Einsprüche gegen die Laufzeitverlängerung des AKW Borssele
    7. Dezember 2012 – Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) hat Einspruchslisten mit rund 1.000 Unterschriften gegen die drohende Laufzeitverlängerung des niederländischen Atomkraftwerks Borssele beim zuständigen Wirtschaftsministerium in Den Haag eingereicht. Damit protestiert der Verband gegen den langfristigen und hochgefährlichen Weiterbetrieb des einzigen in Betrieb befindlichen niederländischen Atomkraftwerks.
  • Holland will AKW Borssele 20 Jahre länger laufen lassen
    28. November 2012 – Holland will das fast 40 Jahre alte Atomkraftwerk in Borssele nicht wie angekündigt 2013 abschalten, sondern plant eine Laufzeitverlängerung um 20 Jahre! Atomkraftgegner sammeln Einwendungen gegen die Pläne.
  • RWE: Schlussstrich unter Pro-Atom-Kurs
    25. Oktober 2012 – Der deutsche Energiekonzern RWE lässt den aggressiven pro-Atom-Kurs von Ex-Chef Grossmann endgültig hinter sich. Der neue Chef Peter Terium beendet mit dem Verkauf der britischen Atomtochter Horizon, die der Konzern mit dem Rivalen Eon betreibt, die atomare Ära. Atomkraftgegner fordern die Stilllegung der letzten deutschen Reaktoren und ein Ende der Beteiligung an ausländischen AKW.

Quelle (Auszug): rp-online.de, 28.03.2013