England: Vierzig Jahre Steuergeld für AKW-Neubau drohen

Am 1. März endet die Frist für Stellungnahmen im Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren zum geplanten AKW-Neubau in Hinkley Point (Vereinigtes Königreich). Der weltgrößte Betreiber von Atomkraftwerken, Électricite de France (EdF), will hier zwei Druckwasserreaktoren bauen. Die Reaktoren sollen von dem Typ sein, der bei den bisherigen Pilotprojekten in Finnland und Frankreich jeweils zu Kostenexplosionen um mehr als das Doppelte auf 8,5 Milliarden Euro pro Reaktor und Zeitverzögerungen um mehr als vier Jahre geführt hat, weswegen der englische Partner des Projektes vor kurzem auch ausgestiegen ist.

„Die Reaktoren sind einfach nicht konkurrenzfähig zu den mittlerweile billigeren Erneuerbaren Energieträgern – EdF versucht jetzt dreist, die britische Regierung mit Fixpreiszusagen für vier Jahrzehnte zu erpressen“, sagt Reinhard Uhrig, Atomexperte von GLOBAL 2000. „Die britische Regierung hat sich in ihrem Energieprogramm in fataler Weise auf den Neubau von Atomkraftwerken eingeschworen. Sie versucht jetzt auf immer drastischere Weise, neue Tricks zu finden, um diese direkte Bezuschussung eines unwirtschaftlichen Energieprojektes nicht als staatliche Subventionen aussehen zu lassen.“

Das Gesetz zur Reform der englischen Energiemärkte sieht vor, dass bestimmte Energieträger wie auch Atomkraft unter „Contracts for Difference“ einen fixen Abnahmepreis garantiert bekommen. Wenn der Marktpreis an der Börse wie derzeit die Hälfte oder weniger des garantierten Preises beträgt, soll der Betreiber aus einem Rücklagen-Fonds den Unterschied bezahlt bekommen.

„Es ist offensichtlich, was passiert, wenn der Fonds leer ist: Die SteuerzahlerInnen zahlen drauf, möglicherweise bis zu vierzig Jahre lang“, sagt Uhrig: „Neben diesen neuen, explodierenden Kosten der Atomkraftwerke gibt es immer noch das drängende Problem der nuklearen Hinterlassenschaften von sechzig Jahren Atomkraft in England. Besonders gefährlich ist die Situation in Sellafield, einem maroden Nuklearkomplex mit Wiederaufbereitungsanlagen, Atomreaktoren und Zwischenlagern, für dessen Sanierung jahrzehntelang die SteuerzahlerInnen Milliarden aufbringen werden müssen.“

In Sellafield war es bereits im Jahr 1957 zu einem Unfall gekommen, dessen Schwere lange verschwiegen wurde. Schon jetzt rechnen Analysten mit einer Verschiebung des Hinkley Point-Projekts auf 2021 – im Bestfall.

„Die britische Regierung ist besser beraten, jetzt Steuergeld in die Einsparung von Energie zu investieren und damit drohende Stromengpässe in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zu verhindern“, betont Uhrig.

GLOBAL 2000 betont in der Stellungnahme, dass die Nullvariante – die Nicht-Durchführung des Projektes – die umweltverträglichste und auch wirtschaftlichste Form der Beendigung des Projektes AKW Hinkley Point ist.

  • Nächster Rückschlag für Atomkraft in Großbritannien
    8. Februar 2013 – In Großbritannien müssen die Atompläne zwei herbe Rückschläge hinnehmen: ein wichtiger Investor für den Neubau von Meilern zieht sich zurück und das geplante Endlagerprojekt in West Cumbria wurde zurückgezogen.

Quelle: global2000.at, 28.02.2013