Stresstest: Zweifel an positivem Prüfergebnis für AKW Gundremmingen

Der EU-Stresstest für die Sicherheit der europäischen Atomkraftwerke stellt dem Meiler in Gundremmingen ein gutes Zeugnis aus. Raimund Kamm greift dieses Zeugnis in der „Südwest Presse“ an: Die Politik solle endlich die Wahrheit sagen.

Unfall-Szenario AKW Gundremmingen-B mit meteorologischen Daten am 20. August 1995

Unfall-Szenario AKW Gundremmingen-B mit meteorologischen Daten am 20. August 1995

Die Blöcke B und C des Atomkraftwerks Gundremmingen weisen keine Sicherheitsmängel und keinen Nachrüstbedarf auf, anders als vor allem norddeutsche Kraftwerke und solche in anderen europäischen Staaten so das Stresstest-Gutachten der Europäische Union. In Summe zeige das Ergebnis, dass „das Kernkraftwerk Gundremmingen auch im internationalen Vergleich höchste Sicherheitsstandards erfüllt“. Gegen Erdbeben seien die zwei Blöcke so stark gesichert, dass er auch ein zwei Stufen stärkeres Beben überstehen würden als gefordert. Überflutung sei kein Thema, auch für das atomare Zwischenlager. Insgesamt seien alle Szenarien mit den vorhandenen Mitteln beherrschbar.

Raimund Kamm, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Forum – gemeinsam gegen das Zwischenlager“, sieht das völlig anders: die Prüfer verharmlosten die Risiken, die von diesem Kernkraftwerk für die Bevölkerung ausgingen, so Kamm in der „Südwest Presse“. Die Europäische Union habe nicht wirklich unabhängige Experten mit der Prüfung beauftragt. Und sie habe vorgeschrieben, dass besondere Gefahren wie Anschläge nicht untersucht werden.

„Darf man zukünftig beim Tüv auch sagen: Alles bis auf die Bremsen untersuchen?“ fragt Kamm. Der für die Sicherheit der Menschen so wichtige Test verkommt zu einer propagandistischen Beruhigungspille.

Auch ist die Endlagerfrage für radioaktives Material bis heute nicht geklärt.

„Von den bisher in Deutschland produzierten 15 500 Tonnen hochradioaktiven Materials ist noch kein Kilo entsorgt“, so Kamm. „Die Politik muss endlich die Wahrheit sagen über das Atommüllproblem und die daraus resultierenden Gefahren.“

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Quelle (Auszug): swp.de, 11.10.2012