Französisches AKW Cattenom: Mängel in sieben von zehn Kategorien

Im französischen Atomkraftwerk Cattenom sind beim EU-Stresstest in sieben von zehn untersuchten Kategorien Mängel festgestellt worden. Atomkraftgegner wollen am 13.10. für die sofortige Stilllegung protestieren.

Nach einer Vorab-Veröffentlichung erster offizieller Stresstest-Ergebnisse nahm die SPD-EU-Abgeordnete Leinen zum grenznahen Reaktorkomplex Stellung. Mit am gravierendsten sei die Absicherung gegen äußere Ereignisse wie Flugzeugabstürze, Überflutungen und Erdbeben. Zudem gebe es keine ausreichenden Notfallpläne.

Die saarländische Umweltministerin Rehlinger forderte die Stilllegung der vier Reaktoren: Sollte sich bewahrheiten, dass Cattenom „noch gefährlicher“ als der „Pannenmeiler“ in Fessenheim sei, bliebe der französischen Regierung nur die dauerhafte Abschaltung.

Immer wieder kommt es in den Reaktoren zu Pannen: Erst Mitte September war Block 1 am Standort nach einer Störung in der Stromversorgung einer Pumpe im Kühlkreislauf notabgeschaltet.

Im November 2011 belegten Wissenschaftler im Rahmen der Untersuchungen für die EU-weiten „Stresstests“ in einer 500 Seiten umfassenden Analyse auf Grundlage der von den Kraftwerksbetreibern angefertigte Berichte massive Mängel in den Bereichen Überschwemmungs- und Erdbebensicherheit sowie zu möglichen Folgen von Problemen bei der Strom- und Wasserversorgung. Das französische Institut für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit (IRSN) forderte daraufhin unverzüglich Nachrüstungen an allen 58 Reaktoren im Land. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Kraftwerke schweren Naturkatastrophen möglicherweise nicht standhalten würden. ASN-Chef André-Claude Lacoste sprach im Januar von “massiven Investitionen” über “mehrere Dutzend Milliarden” Euro, die insgesamt notwendig seien, um nachzurüsten.

Atomkraftgegner gehen die Analysen nicht weit genug, denn alles Untersuchungen fussen auf Betreiberberichten. Am 13.10. wird im französischen Metz für die Stilllegung des Atomkomplexes Cattenom demonstriert. Auch aus Deutschland fahren Busse.

  • Im Stresstest durchgefallen: 12 deutsche Atomkraftwerke mit Sicherheitslücken
    2. Oktober 2012 – “Die Sicherheitskultur muss verbessert werden”: Bei allen zwölf im “Stresstest” nach Fukushima geprüften deutschen AKW müssen die installierten Warnsysteme nachgebessert werden, fordert der Bericht der EU-Kommission. Zudem seien die Leitlinien für schwere Unfälle nicht umgesetzt. EU-weit schneiden alle 145 Reaktoren schlecht ab.
  • Französischer Reaktorblock Cattenom nach Störung abgeschaltet
    14. September 2012 – Aufgrund einer Störung bei der Stromversorgung einer Pumpe des Kühlmechanismus hat sich Block 1 des Atomkraftwerkes Cattenom im französischen Lothringen am Dienstagabend automatisch abgeschaltet. Atomkraftgegner fordern die Stilllegung der alten Meiler am Standort.
  • “Ad absurdum”: Stresstests in Frankreich, Tschechien und Slowakei
    4. Januar 2012 – In Frankreich sind Investitionen in Milliardenhöhe nötig, in Tschechien müssen Sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden. In der Slowakei wird die Wahrscheinlichkeit für ein Erdbeben ausgeblendet – ein gezielter Flugzeugabsturz auf die Reaktoren wird aber nicht untersucht. Atomkraftgegner kritisieren die “Stresstests”, die nach dem GAU von Fukushima europaweit die Sicherheit der bestehenden Atomanlagen bescheinigen soll: sie betrachten nicht alle möglichen Unfallszenarien, sind nicht unabhängig und nicht einheitlich. Ein “ad absurdum”.
  • Auch Frankreichs AKW nicht sicher
    18. November 2011 – Die Atomenergie im Atomland No. 1 wankt. Die Sozialisten kündigen an, bei einem Wahlsieg 24 Reaktoren abschalten zu wollen. Die Ergenisse der “Stresstests” belegen zudem massive Sicherheitslücken in allen 58 zur Zeit betriebenen Anlagen. Die Zeit für ein Umdenken scheint gekommen.

Quellen (Auszug): sr-online.de, 02.10.2012