MOX-Schiff hat englischen Hafen verlassen

Das Plutonium-Transportschiff „Atlantic Osprey“ hat nach Angaben von Atomkraftgegner den englischen Hafen Workington verlassen. Ob die angekündigte Überführung eines LKW, der MOX-Brennelemente für das deutsche AKW Grohnde geladen hat, stattfindet oder nicht, ist bislang nicht bekannt. Nach Angaben der Stromkonzerne sind noch zahlreiche derartige Transporte geplant. Entlang der Transportstrecken in Deutschland kündigen zahlreiche Initiativen Proteste an.

Atlantic OspreyIm September und November sollen Plutonium-Mischoxid (MOX)-Brennelemente aus der britischen Plutoniumfabrik Sellafield per Schiff nach Nordenham gebracht und von dort per LKW quer durch Niedersachsen zum Atomkraftwerk Grohnde (bei Hameln) gebracht werden. Beim Transport und beim Einsatz im Reaktor gehen von den plutoniumhaltigen Brennelementen besondere Gefahren aus.

Entlang der möglichen Transportstrecken wird zu zahlreichen Aktionen aufgerufen. Diese reichen von Infoständen, mit denen die Bevölkerung schon vor den Transporten informiert werden kann über Mahnwachen während der Transporte bis hin zu öffentlichkeitswirksamen Aktionen in Orten und auf der Straße. Am kommenden Wochenende ist in Nordenham am Anleger des Schiffes ein „Protestpaddeln“ auf der Weser geplant.

Nach Angaben von britischen Atomkraftgegner hat das Schiff „Atlantic Osprey“ in der vergangenen Nacht zwischen 1 und 5 den Heimathafen Workington, unweit des Absenders der Brennelemente, der Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield, verlassen. Das zur Identifizierung notwendige „AIS-System“ wurde im Hafen vor mehr als 40 Stunden abgeschaltet, damit kann die Position der „Atlantic Osprey“ derzeit über einschlägige Websites nicht verifiziert werden.

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Mögliche Transportroute für MOX-Brennstäbe Nordenham - AKW Grohnde; Karte: google

Mögliche Transportroute für MOX-Brennstäbe Nordenham - AKW Grohnde; Karte: google

Die „Osnabrücker Zeitung“ berichtet heute, dass künftig noch zahlreiche derartige Transporte stattfinden könnten. Bis zum 1. Juni 2005 hatten die deutschen Kraftwerksbetreiber E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall 851 Tonnen Schwermetall nach Großbritannien zur Wiederaufarbeitung gesendet. Dort wurde das Plutonium extrahiert und zu MOX-Brennstäben verarbeitet. Betreiber Eon hat über die Jahre nach eigenen Angaben 33 Mox-Transporte aus Sellafield mit Ziel Landkreis Hameln-Pyrmont abgewickelt. Seit 2009 laufen die Planungen für die Rückholung der letzten 16 Brennelemente aus Sellafield. Kraftwerksbetreiber EnBW erwartet aus Sellafield etwa 28 Mox-Brennelemente zurück, RWE macht keine Angaben. Abgesehen von der letzten Fracht aus England steht bei Eon auch noch die Lieferung von etwa 60 Mox-Brennelementen aus der Wiederaufarbeitungsanlage im französischen La Hague aus.

Die Verwendung der plutoniumhaltigen Brennstäbe ist höchst umstritten: Sie gelten als besonders gefährlich. Auch im japanischen AKW in Fukushima kamen sie zum Einsatz und verschlimmern die Folgen des GAU. Auch das Transportschiff, die „Atlantic Osprey“ ist ein Risiko: Der 25 Jahre alte Kahn sollte nach einem Bericht des britischen „Guardian“ bereits abgewrackt werden, wurde dann aber aus Kostengründen reaktiviert. Er ist einwandig und damit vollkommen ungeeignet, strahlende Fracht zu transportieren.

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Quellen (Auszug): noz.de, 19.09.2012