Abbau des AKW Obrigheim kritisch begleiten

Der Abbau des 2005 abgeschalteten Atomkraftwerks Obrigheim schreitet voran, aber Risiken und Gefahren bestehen weiter, denn die abgebrannten Brennelemente befinden sich noch in der Anlage und beim Abbau fällt radioaktives Material an. Atomkraftgegner rufen dazu auf, den Abbau weiter kritisch zu begleiten und laden zu einem „Sonntagsspaziergang“.

AKW Obrigheim, Bild: Gisela Geprägs; Panoramio

AKW Obrigheim, Bild: Gisela Geprägs; Panoramio

Zur Zeit liegt nach Angaben der AtomkraftgegnerInnen vom „Atomerbe Obrigheim“ wieder Atommüll zum Abtransport im Freien auf dem AKW-Gelände. Im Mai war schon einmal radioaktiv strahlende Teile im Freien gelagert und dann per Schiff an die Ostsee nach Lubmin transportiert worden. Von dort wird der verbleibende Atommüll irgendwann wieder zurückgebracht, weil er in Obrigheim gelagert werden muss, bis ein Endlager zur Verfügung steht. Die Hoffnung des Betreiberkonzerns EnBW ist, dass etwa ab 2020 das Endlager Schacht Konrad für diesen mittel- und schwachradioaktiven Müll fertig ist. Für die 342 hochradioaktiven abgebrannten Brennelemente aus den letzten zehn Betriebsjahren beginnt gerade bundesweit eine „neue Endlagersuche“. Vermutlich werden sie noch für Jahrzehnte in Obrigheim müssen. Ein Standortzwischenlager wie an anderen AKW-Standorten ist bislang nur „beantragt“ worden. Ein Abtransport in ein bestehendes Lager war verworfen worden. Das Gefahrenpotential ist daher um ein Vielfaches höher als bei anderen bisher stillgelegten Atomkraftwerken. EnBW hat in den Stilllegungs- und Abbaugenehmigungen bislang nicht festgelegt, wann die Brennelemente aus der Anlage entfernt werden sollen.

„Atomkraftwerke verschwinden nicht spurlos, wenn sie abgeschaltet wurden. Auch die Stilllegung und der Abbau des Atomkraftwerkes Obrigheim braucht Sicherheit – für die Bevölkerung, die dort Arbeitenden und die nachfolgenden Generationen“, so die Aktivisten von „Atomerbe Obrigheim“.

Anwohner des stillgelegten Atomkraftwerks Obrigheim hatten im Januar Klage gegen die zweite Genehmigung zum Rückbau des Meilers eingereicht, deren Genehmigung EnBW am 24. Oktober 2011 erhalten hatte. Die Stilllegungs- und Abbaugenehmigung sei eine „Zumutung für die Bevölkerung“, da sie Unklarheiten und Mängel enthalte und der Betreiberin beim Umgang mit dem Atommüll in weiten Teilen freie Hand lasse, erklärte das Aktionsbündnis Atommüll-Lager Obrigheim. Zudem sei die Öffentlichkeit nicht ins Genehmigungsverfahren einbezogen worden. Bei einer Informationsveranstaltung von EnBW und dem baden-württembergischen Umweltministerium am 24. Juli sagte ein Ministeriumsvertreter: „Die kritische Öffentlichkeit ist eine Verbündete der Aufsichtsbehörde.“

Um den Abbau weiterhin kritisch zu begleiten, lädt die Initiative „AtomErbe Obrigheim“ zum „Sonntagsspaziergang am AKW“ ein. Es soll über den zur Zeit im Freien lagernden Atommüll, anfallende Atomtransporte und den Rückbau informiert werden. Treffpunkt ist am Sonntag, den 23. September um 16:00 Uhr das Rathaus in Obrigheim. Von dort geht der Spaziergang zum Tanzplatz oberhalb des KWO (an der Straße nach Mörtelstein), von wo der im Freien gelagerte Atommüll zu sehen ist. Ende ca. 17:30 Uhr.

Für die weitere Arbeit gegen den schlampigen Rückbau braucht die Initiative Unterstützung. Gutachten, Rechtsbeistand und Verfahrenskosten sind hoch – und der Gegner mächtig.

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Quelle: Initiative AtomErbe Obrigheim, 17.09.2012; verivox.de, 10.01.2012