Asse II: die Zeit drängt, aber kein Grund zur Panik – Räumung von Asse II organisieren statt torpedieren!

Ein Beamter, der bis vor wenigen Wochen das Projekt Rückholung im Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) geleitet hat, erhebt schwere Vorwürfe gegen Behörde und Politik. Der ehemalige Fachbereichsleiter für die „Sicherheit nuklearer Entsorgung aus dem Bundesamt für Strahlenschutz“, Michael Siemann, hält es im Interview mit Panorama für nahezu unmöglich, den Atommüll aus dem Salzbergwerk Asse II zu bergen: „Ich bin fassungslos, dass in der Politik davon nichts angekommen ist“, so Siemann gegenüber Panorama. Der Asse II-Koordinationskreises, ein Zusammenschluss von AtomkraftgegnerInnen nimmt dazu Stellung.

„In den vor der heutigen Panorama-Sendung bekannt gewordenen Zitaten von Herrn Siemann, ehemals Abteilungsleiter im Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), werden keine neuen Fakten präsentiert, die seine negative Bewertung zur Räumung der Asse untermauern. Daher dürfte seine Stellungnahme als ein erneuter publizistischer Vorstoß zu sehen sein, um die Entscheidung für die Räumung von Asse II zu torpedieren“, so Andreas Riekeberg vom Asse II-Koordinationskreis.

Peter Dickel vom Asse 2-Koordinationskreis: „Siemann wirft der Politik vor, wesentliche Fakten zu verheimlichen, ohne diese selbst zu nennen. Damit bleibt offen, ob es sich tatsächlich um Fakten handelt, die es unmöglich machen würden, die Asse wieder zu räumen, oder um Gefühle und Spekulationen.“

Ein Memorandum aus dem BfS von November 2011 ging in eine ähnliche Richtung wie die jetzige Stellungnahme von Herrn Siemann. Es hatte schon um Weihnachten 2011 für Aufregung gesorgt. Allerdings war auch damals die Bewertung, dass die Rückholung aufgegeben werden müsse und diese Aufgabe publizistisch vorzubereiten sei, nicht mit neuen Fakten untermauert worden.

Als Betreiber der Schachtanlage Asse II hat das Bundesamt für Strahlenschutz die Aufgabe, die Räumung des Atommülls und des chemotoxischen Mülls aus der Asse umzusetzen. Dazu gehört die Beschaffung von automatisierter ferngesteurter Bergetechnik, dazu gehört das Abteufen eines neuen Schachtes um Personal- und Materialtransport trennen zu können.

Asse Koordinationskreis: Rückholung des Atommülls

Asse Koordinationskreis: Rückholung des Atommülls

Die Räumung des Asse wird unter schwierigen Bedingungen erfolgen: die ehemaligen Transportbehälter des Atommülls werden zu großen Teilen zerstört sein, ein erheblicher Bergdruck lastet auf dem Bergwerk und der Laugenzutritt muss kontinuierlich bewältigt werden. Das ist allgemein bekannt. Diese Bedingungen sprechen nicht grundsätzlich gegen die Räumung der Asse, erhöhen geichwohl die Anforderungen an den Betreiber.

Asse II kann nicht sicher geschlossen werden, solange sich Atommüll und chemotoxischer Müll darin befindet. Ein Strömungs- und Transportmodell zeigt, dass sich innerhalb weniger Jahre nach einem Verschluss der Asse der Atommüll sich in Lauge auflösen würde, durch Korrosion in erheblichem Umfang Gase entstehen und durch den Gasdruck wie durch den Bergdruck Radionuklide aus dem Berg ausgepresst werden und in die Biosphäre gelangen: es würde in unbekannten Zeiträumen an unbekannten Orten in Norddeutschland zu Kontaminationen von unbekanntem Ausmaß kommen. Dies ist nicht zu verantworten, daher ist die Asse zu räumen – auch unter schwierigen Bedingungen.

„Am 28.6. forderten wir Umweltminister Altmaier bei einer Übergabe von 25.000 Unterschriften der Kampagne „Asse II: Pumpen statt Fluten“ auf, andere Notfallkonzepte vom Betreiber anzufordern, die vorsehen, die Asse so lange wie möglich trocken zu halten. Außerdem sollte er die noch bestehenden Vorbehalte seines Ministeriums gegen die Rückholung aufgeben sowie eine Zeitvorgabe machen, bis wann die Asse zu räumen sei, auf die hin die Rückholung zu organisieren ist“, so Riekeberg abschließend.

httpv://www.youtube.com/watch?v=-Aju6rwVIaw

  • Mehr als 25.000 fordern: Stoppt die Vorbereitungen für die Flutung der Asse!
    28. Juni 2012 – Mit mehr als 25.000 Unterschriften hat der Asse II-Koordinationskreis heute in Berlin seine Forderung unterstrichen, den Atommüll im Bergwerk Asse II (Kreis Wolfenbüttel) keinesfalls zu fluten. Damit hat er auch die Bundesregierung an ihr Versprechen von 2009 erinnert, das marode Salzbergwerk, in das nie Atommüll hätte eingelagert werden dürfen, zügig zu räumen.

Quelle (Auszug): Asse II-Koordinationskreises; 05.07.2012