Reichlich Gemeinsamkeiten zwischen ASSE II und KONRAD

Auch dem einzigen genehmigten Atommüllendlager Deutschlands, Schacht Konrad, droht das Ersaufen. Es gibt ähnliche Probleme wie in dem havarierten Bergwerk Asse-II, so Geochemiker Dr. Ralf Krupp. Er widerspricht damit Äußerungen von Niedersachsens Umweltminister Birkner, der keine Zweifel an der Sicherheit von Konrad hat.

Schacht Konrad

Zufahrt zum Schacht Konrad

Niedersächsische Umweltminister Birkner und BfS-Vize Nöthel äußerten vergangene Woche bei einer Presseveranstaltung in Salzgitter, statt eines ausgehöhlten Salzstockes habe man mit KONRAD ein ehemaliges Eisenerzbergwerk vor sich, „in dem man keinerlei Probleme mit eindringendem Wasser habe“.

Laut Dr. Ralf Krupp, der als Wissenschaftler die Sanierung der Asse berät, dringen täglich 16,3 Kubikmetern hoch salzhaltiges Grundwasser in das ehemalige Eisenerzbergwerk Konrad ein – mehr als der derzeitige Zufluss in der Asse-II (ca. 12 Kubikmeter/Tag). Konrad werde daher nach seiner Schließung ebenfalls ersaufen.

  • Schacht Konrad sei trocken, knochentrocken sogar – das haben Verantwortliche des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) bei offiziellen Anlässen immer wieder betont.

Auf das Bergwerk bei Salzgitter ruht die Hoffnung für die Entsorgung aller schwach- und mittelaktiven Abfälle der deutschen Atomindustrie. 2002 war Konrad nach langem Ringen entgegen der kritischen Argumente von Atomkraftgegner und Wissenschaftlern genehmigt worden und wird seitdem zu einem Endlager ausgebaut.

„Nach den Erfahrungen mit der Asse sollte Konrad trotzdem nicht in Betrieb gehen“, meint Krupp und erläutert: „Die Abfälle werden nach Wasserzutritt genauso wie in der Asse unter Gasbildung korrodieren, und Radionuklide in Lösung gehen. Aufgrund des größeren Abfallvolumens und des kleineren Grubenhohlraums in Schacht Konrad würden aber mehr Gase und höhere Gasdrücke entstehen.“

Weitgehende Analogien zwischen Konrad und Asse bestehen auch hinsichtlich der Wissenschaftler und Behörden, die für die Befürwortung der jeweiligen Bergwerke als Endlager verantwortlich waren.

„Die Politik wäre daher gut beraten, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und auch für die schwach- und mittelaktiven Abfälle ein neues und diesmal geeignetes Endlager einzurichten“, so Krupp.

Das BfS bestätigt laut taz das Wasservorkommen. Man habe – wie in Bergwerken üblich – auch in Schacht Konrad Meereswasser, das bei der Entstehung des Gesteins eingeschlossen wurde. Zudem fließe Wasser über die offenen Schächte ein. Diese Tatsache sei allerdings seit Anbeginn Gegenstand der Sicherheitsbetrachtungen und der Genehmigung gewesen.

Im Gegensatz zur Asse – ein Salzbergwerk – sei der Wasserzufluss in Konrad – ein Eisenerzbergwerk – nicht gefährlich, so BfS-Sprecher Florian Emmerich. Die in Schacht Konrad bereits seit Millionen von Jahren eingeschlossen Wässer hätten zudem keinen Kontakt zur Biosphäre. Die Schächte würden nach der Einlagerung verschlossen, so dass über sie kein neues Wasser mehr hinzufließen könne.

Wasserzuflüsse seien durch die darüber liegenden Tonschichten möglich, befürchtet Krupp. Diese in der Kreidezeit entstandenen Schichten sind wegen zahlreicher Bohrungen auf der Suche nach Eisenerz, Öl- und Gas durchlöchert.

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Quelle: www.ag-schacht-konrad.de, 14.06.2012; taz.de, 17.06.2012