Störfälle in Philippsburg und Brand in Gronau

Im Atomkraftwerk Philippsburg-2 haben Inspektoren mehrere Defekte entdeckt. In der Urananreicherungsanlage Gronau ist es zu einem Schwelbrand gekommen. Die Meldebehörden wurden in beiden Fällen informiert. Atomkraftgegner kritisieren die Störfallserien, die auch nach dem Atomausstieg und „Stresstests“ nicht abbrechen.

Atomanlagen stilllegen!Am Kerngerüst für die Brennelemente im Reaktor haben Experten im zur Zeit für die jährliche Revision abgeschalteten AKW Philippsburg-2 zwei gebrochene Zentrierstifte gefunden. Die betroffenen Brennelemente mussten ausgestauscht werden und befinden sich nun im Lagerbecken. Die Brennelement-Zentrierstifte sollen geborgen und untersucht werden, meldet Betreiber EnBW bereits am 06. Juni. Die Bauteile sind für eine Abschaltung notwendig und halten die Brennelemente in Position – es hätte aber noch jeweils ein Zentrierstift zur Verfügung gestanden.

Darüberhinaus wurden festgestellt, dass die Hauptstromversorgung einer Schaltanlage wegen zweier nicht angeschlossener Versorgungskabel nicht zur Verfügung stand. Die betroffene Spannungsschiene dient der Stromversorgung „wichtiger Verbraucher“. Weil eine weitere Stromleitung die Spannungsschiene versorgte, habe der fehlende Anschluss keine größeren Auswirkungen gehabt.

In einem Schaltschrank der Gronauer Urananreicherungsanlage ist am Donnerstagnachmittag ein Schwelbrand ausgebrochen. Der Brand in der Stromversorgung sei durch die Brandmeldeanlage entdeckt und automatisch gelöscht worden. Weil die betroffene Stromversrogung redundant ausgeführt sei, war laut Betreiber Urenco ein sicherer Betrieb gewährleistet.

Atomkraftgegner weisen erneut auf die Störfallhäufigkeit in den Atomanlagen hin. Letztes Jahr war Philippsburg-2 Spitzenreiter an gemeldeten Ereignissen, dieses Jahr wurden schon mindestens sieben Fehler gefunden, allein Anfang Juni drei:

„Es darf doch nicht sein, dass bedeutsame Kabel in einem Atomkraftwerk schlicht nicht angeschlossen sind. Und das für eine sichere Abschaltung notwendigen Bauteile brechen“, so Jan Becker von contrAtom. „Wir beobachten, dass Störfälle zunehmen – besonders in Philippsburg. Und das nach der Betriebsverlängerung und dem Attest, die Anlage sei ’sicher‘. Wir fordern eine Stilllegung aller Atomanlagen, denn ein schwerer Unfall hätte für die Menschen in Deutschland dramatische Folgen.“

  • Skandal im Atomkraftwerk Philippsburg: Nachrüstung erst rund 25 Jahre nach Betriebsbeginn
    16. März 2012 – Aktuelle Untersuchungen der baden-württembergischen Atomaufsicht machen deutlich, dass gravierende Sicherheitslücken im Atomkraftwerk Philippsburg-2 spätestens seit 2004 bekannt waren, aber erst viereinhalb Jahre später behoben wurden. Nach Auffassung der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW macht das deutlich, dass Atomkraftwerke in Deutschland mit gefährlichen Sicherheitslücken betrieben werden, selbst wenn sie Betreibern, Gutachtern und Atombehörden bekannt sind.

http://www.wn.de, dpa; 08.06.2012