Entgegen Propaganda: Börsen-Strompreise sinken trotz Atomausstieg weiter

Nach der Ankündigung des Atomausstiegs im letzten Jahr sind die Strompreise an der Börse in Deutschland zunächst in die Höhe geschossen. Zur Zeit warnen AKW-Betreiberkonzerne, Experten und Politiker vor einem „Kosten-Tsunami“, der auf die Stromkunden zurollt. Explodieren sollen die Preise – doch an der Börse fallen sie noch immer. Atomkraftgegner warnen vor einer Irreführung der Bevölkerung, denn die Gewinne machen nach wie vor die Stromkonzerne.

Entgegen der „Strompreis-Hysterie“ sind vor einem Jahr die Preise für deutschen Grundlaststrom von Februar 2011 bis März 2011 zunächst um rund 7 Prozent auf 5,45 Cent pro Kilowattstunde (kWh) gestiegen. Im Mai 2012 mussten 5,68 ct pro kWh an der Börse in Leipzig bezahlt werden. Ein Jahr später sind die Börsen-Strompreise um 30 Prozent gegenüber des Vorjahr gesunken: Im Mai 2012 musste für den deutschen Grundlaststrom im Durchschnitt 3,9 ct/kWh bezahlt werden. Ursache ist der zunehmende Anteil erneuerbarer Energien.

Auch im April 2012 war der Strom an der Börse über 15 Prozent billiger als im Vergleichsmonat 2011. Die Versorgungs-Situation spitzte sich vor zwei Monaten zu, es waren neben den acht im März 2011 stilllgelegten Meilern vier weitere wegen Reparaturen oder Revision vom Netz.

Während die Medien unermüdlich über eine Mehrbelastung der Bürger durch steigende Strompreise wegen der Energiewende und dem zunehmenden Einsatz erneuerbaren Energien berichten, ist der starke Preisrückgang an der Börse merkwürdigerweise kein mediales Thema. Im Gegenteil nutzen Atomlobby und Politiker von schwarz-gelb die Situation, um eine mögliche Laufzeitverlängerung für die letzten neun Atomkraftwerke ins Spiel zu bringen.

Atomkraftgegner fordern daher eine ehrliche Diskussion um die Vorteile der Energiewende, wobei auch das latente GAU-Risiko und die fehlende Entsorgung des Atommülls nicht ausgespart werden darf:

„Die Politik betreibt ein perfides Spiel um die Angst in der Bevölkerung vor einen Blackout. Konzerne und Atom-Politiker tun so, als könnte sich der Verbraucher in ein paar Jahren Strom nicht mehr leisten. Das sind Lügen – wir raten zu einem Anbieterwechsel, denn die Ökostromversorger garantieren ehrliche Preise und saubere Energie statt Atommüll und Propaganda“, so Jan Becker von contrAtom. „Die Gewinne stecken sich immernoch die großen Energiekonzerne in die Tasche und erhöhen die Netzentgelde und Strompreise schamlos und unverhältnismäßig – um damit die Stilllegung der acht alten und gefährlichen AKW zu kompensieren. Atomstrom ist weder billig noch sauber, dieser Mythos ist lange widerlegt!“

  • Günstige Strompreise dank Ökostrom
    8. Juni 2012 – Viele Verbraucher haben Angst, dass sie wegen des Atomausstiegs und der Förderung Erneuerbarer Energien höhere Stromrechnungen bekommen. Doch das muss nicht sein: Wer zu einem konzernunabhängigen Ökostromanbieter wechselt, kann Geld sparen und einen persönlichen Beitrag zur Energiewende leisten, raten die im Aktionsbündnis „Atomausstieg selber machen“ zusammengeschlossenen Umwelt- und Verbraucherschutzverbände.
  • Ein Jahr Energiewende – Atomlobby bastelt an Comeback
    5. Juni 2012 – Ein Jahr nach dem Beschluss der Bundesregierung zum stufenweisen Atomausstieg bis zum Jahr 2022 ist die Energiewende in Deutschland noch nicht soweit, wie sie sein könnte. Würden alle Politiker an einem Strang ziehen, wäre der Kraftakt, der mit der Reaktorkatastrophe von Fukushima eingeläutet wurde, effektiver und gerechter zu meistern. Aber im Gegenteil basteln Atomlobby und -industrie gemeinsam mit der Politik an einem Comeback der alten Atomkraftwerke.
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    5. Juni 2012 – Deutschland steigt aus. Ein Medienrummel, eine Anti-Atom-Kanzlerin, der (ehemalige) Umweltminister Röttgen wird zum AKW-Abschalter. Doch ein ganz dicker Brocken ist im Zusammenhang mit dem neuen „Konsens“ über den Atomausstieg auf der Strecke geblieben. Darauf habe ich in zwei Vorträgen und mit einer Ausstellung während der KLP hingewiesen. Auf der Mützingenta und bei den „Castor-Gesprächen“ in Prisser lauschten zahlreiche Besucher den Ausführungen.

Quelle (Auszug): www.iwr.de; 09.06.2012