Atomforschung in Karlsruhe: Die Lüge vom Atomausstieg

Am 15. Mai findet in Stuttgart eine Info- und Diskussionsveranstaltung anlässlich das Ausbaus des Karlsruher Atomforschungszentrums ITU. Damit beginnen die Proteste gegen die Jahrestagung Kerntechnik des deutschen Atomforums, die vom 22 bis 24. Mai in Stuttgart stattfinden.

Auch nach dem sogenannten „Ausstiegs- beschluss“ der „Vier Parteien-Koalition“ in Folge der Atomkatastrophe von Fukushima ist ein Ende der Atomenergienutzung, und die Abschaltung aller Atomanlagen in keinster Weise in Sicht. Zahlreiche Atomanlagen haben einen „vorläufigen“ Bestandsschutz. Die Bunderegierung will skandalöserweise weiter (Export-) Hermesbürgschaften in Milliardenhöhe für AKWs im Ausland erteilen, wie z.B. für das geplante AKW Angra 3 in Brasilien. Die Kernfusionsforschung (ITER) erhält Milliarden Euro und im Institut für Transurane in Karlsruhe wird unter anderem der Brennstoff für Atomreaktoren der 4. Generation entwickelt – Atomausstieg sieht anders aus!

Das ehemalige Kernforschungszentrum Karlsruhe (KfK), das nunmehr mit der Technischen Universität Karlsruhe zur Karlsruher Elite-UNI KIT fusioniert wurde, war das Herzstück der deutschen Atomindustrie und bei allen zentralen Projekten der Atomindustrie vorneweg mit dabei. Dort wurde der gesamte nukleare Brennstoffkreislauf vom Brenndüsenverfahren über verschiedene Reaktortypen, darunter der Schnelle (Plutonium-)Brüter bis hin zur Wiederaufbereitungsanlage WAK entwickelt und jeweils im Maßstab 1 zu 10 in der Praxis erprobt. Auf dem Gelände des Forschungszentrums (jetzt KIT Nord) ist das wohl größte oberirdische Atommülllager in Deutschland mit mehr als 100 000 Fässern Atommüll.

Begleitet wurde und wird diese politisch gewollte Atomforschung von zahlreichen Skandalen, Kostenexplosionen, Zweifel an der Zuverlässigkeit der Betreiber und immensen Problemen mit dem aus der Karlsruher Forschung stammenden Atommüll. Im Atommülllager Asse wurde illegal 10 Mal so viel mittelaktiver Atommüll eingelagert, wie genehmigt wurde. Jetzt muss der ganze Atommüll wegen Wassereinbruch wieder herausgeholt werden.

Mit den Ausbaugenehmigungen vom März 2012 darf das ITU (Institut für Transurane) auf dem Gelände des KIT weiter mit 200 kg waffenfähigem Plutonium, angereichertem Uran und Thorium hantieren. Dies mit dem Segen der rot-grünen Landesregierung , ganz im Interesse der Atomwirtschaft, für die Entwicklung der Generation-IV-Reaktoren.

Für das Kenforschungszentrum galt eine Zivilklausel, die atomarer Rüstungsforschung einen Riegel vorschieben sollte. Durch den Zusammenschluss mit der UNI zum KIT sind nun Atomforschung und Rüstungsforschung unter einem Dach. Die Grüne-SPD-Landesregierung weigert sich bislang entgegen ihren Wahlversprechen, die Zivilklausel nunmehr auch auf das KIT anzuwenden.

Wolfram Treiber, Diplom-Physiker aus Karlsruhe, hat sich schon Ende der siebziger Jahre für ein Ende der Atomforschung in Karlsruhe eingesetzt. Er streitet nach wie vor aktiv für die Stilllegung aller Atomanlagen –weltweit.

In seinem Vortrag berichtet er über die Geschichte des Forschungszentrums, über die aktuellen riskanten Forschungsprojekte der Atomforscher, über radioaktive Belastung und Emissionen, das Störfallrisiko und die unlösbare Endlagerproblematik.

In der Veranstaltung geht es auch um die Frage, warum der Weiterbetrieb der AKWs bis mindestens 2022 die Umstellung auf eine menschen- und umweltfreundliche Energieproduktion be- bzw. verhindert, sowie um Alternativen für eine Energiepolitik, in der die Bereitstellung von Energie als soziale Aufgabe der Gesellschaft begriffen wird und welche nicht der Profitmaximierung unterworfen werden darf.

  • Dienstag, 15. Mai 2012, 19:30 Uhr
    Umweltzentrum Stuttgart, Rotebühlsstr. 86/1
    Veranstalter: Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim

Quelle: http://neckarwestheim.antiatom.net; 12.05.2012