Feuer in französischen AKW – Deutschland muss Atomstromimporte verbieten!

Erneut hat es in einem französischen Atomkraftwerk einen Zwischenfall gegeben: Das AKW Penly im Nordwesten des Landes wurde abgeschaltet, nachdem sich Öl einer Kühlwasserpumpe entzündet hatte. Zudem ist radioaktives Wasser aus dem Kühlkreislauf ausgelaufen. Atomkraftgegner fordern die deutsche Regierung auf, den Druck auf die Stilllegung der AKW zu erhöhen: Der Import des teueren Atomstroms muss verboten werden.

Die „Stresstests“ der Aufsichtsbehörde ASN bescheinigten allen 58 Reaktoren im Land zwar kleinere Mängel, grundsätzlich aber den reibungslosen Weiterbetrieb. Trotz der Sicherheitsüberprüfung kommt es immer wieder zu Störfällen.

Heute mittag ist im Reaktorgebäude von Block 2 des AKW Penly Rauch ausgetreten, teilte der Betreiberkonzern EDF mit. Auslaufendes Öl einer Pumpe im Kühlkreislauf habe sich erhitzt und entzündet. Daraufhin seien die Sicherheitssysteme angesprungen und die Anlage gestoppt worden. Die Feuerwehr habe zwei kleinere Brände gelöscht, eine Gefahr sei von dem Ereignis nicht ausgegangen. Zudem sei aus dem primären Kühlkreislauf Wasser ausgetreten, das radioaktiv ist.

Anfang Februar war bekannt geworden, dass ein Zwischenfall im Atomkraftwerk Cattenom nahe der deutschen Grenze nach Angaben der Atomaufsicht viel schwerer als zunächst angenommen war. Die Atomaufsicht ASN stufte das Ereignis vom 18. Januar auf die INES-Skala 2 ein. Im September war in der südfranzösischen Atomanlage Marcoule ein Ofen in einer Verbrennungsanlage explodiert, dabei war ein Arbeiter ums Leben gekommen, vier weitere wurden verletzt. Die Laufzeit der ältesten AKW des Landes, die in Fessenheim direkt an der deutschen Grenze stehen, war im Juni 2011 trotz erheblicher Sicherheitsmängel verlängert worden.

Atomkraftgegner fordern, dass die deutsche Bundesregierung nun den Druck auf Frankreich erhöht. Kürzlich war bekannt geworden, dass der Import von Atomstrom aus Frankreich teurer ist, als der deutsche Strom an der Börse.

„Gesetzlich muss geregelt werden, dass Strom aus alten und gefährlichen französischen Reaktoren nicht mehr nach Deutschland verkauft werden darf. Es kann sich jederzeit ein Störfall in den alten Meilern ereignen und der Strom ist auch noch viel teuerer als unser eigener“, so Jan Becker von contrAtom. „Wir fordern die Bundesregierung auf, neben einem Importverbot alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen, um auf die sofortige Stilllegung von Frankreichs Meiler einzuwirken. Damit würde das Leben nicht nur sicherer, sondern die Meiler auch überflüssig, weil Frankreich die großen Strommengen gar nicht braucht.“

  • Der große Irrtum: Kein billiger Atomstrom aus Frankreich
    5. April 2012 – Die Strompreise in Deutschland sind trotz des Atomausstiegs vor einem Jahr derzeit deutlich niedriger als im vermeintlich preiswerten Atomkraftwerksland Frankreich. Atomkraftgegner fordern einen Importverbot für Atomstrom und weitere Anstrengungen für die Energiewende. Unter bestimmten Bedingungen sinkt der Preis für Strom an der Börse dank der Erneuerbaren Energien heute schon auf Null.
  • Atomstromimport aus Frankreich verbieten!
    14. Februar 2012 – Nach zahlreichen Störfällen in französischen Atomkraftwerken fordern Politiker, den Import von Atomstrom aus Frankreich zu verbieten. Der französischen Präsident Sarkozy hat unterdessen Laufzeitverlängerung für alle Reaktoren angekündigt und sich gegen eine Abschaltung der ältsten Meiler in Fessenheim ausgesprochen. Atomkraftgegner planen eine große Protestaktion am 11. März.
  • Atomstrom-Importverbot ist rechtlich machbar
    13. Oktober 2011 – Auf dem Weg zum Importverbot für Atomstrom geht es in Österreich voran. Zwei Rechtsgutachten bestätigen, dass ein Verbot nach internationalem Recht möglich ist. Gut zu wissen für die Nachbarländer, auch für Deutschland. Die beiden Rechtsgutachten wurden von Greenpeace Österreich und GLOBAL 2000 in Auftrag gegeben. Beide belegen unabhängig voneinander, dass ein Atomstromimportverbot sowohl mit EU- als auch mit WTO-Recht vereinbar ist.

Quellen: dpa, spiegel.de; 05.04.2012