„Wer sucht, der findet“ – Neuer Gasfund in Gorleben

Gestern erst hatte die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) erneut auf Gaseinschlüsse im Salzstock Gorleben verwiesen, die unter anderem dazu führten, dass Anfang der 80er Jahre eine Bohrung abgebrochen wurde, weil die Bohrmannschaft fürchtete, die Lage nicht in den Griff zu bekommen (s. Verweis unten). Heute überrascht das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit der Nachricht, dass bei einer Bohrung im Erkundungsbereich I in Gorleben ähnliche Verhältnisse angetroffen wurden: Dieselgeruch und Gas, bestätigte BfS-Sprecher Florian Emrich gegenüber Radio FFN.

“Wer sucht, der findet”, kommentiert die BI den neuerlichen Gasfund. Offensichtlich habe sich der beharrliche Hinweis der Gorleben-Gegner darauf, dass das Thema Gaseinschlüsse und das vermutete Gasfeld unter dem Salzstock Gorleben systematisch aus den Sicherheitsbetrachtungen ausgeblendet wurde, nun dazu geführt, dass das BfS sich des Themas annimmt, sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. Vermutet werden nicht nur Gaseinschlüsse im Salz, sondern auch ein Gasfeld unter dem Salzgestein.

“Das ist neben der tektonischen Störungszone und dem Wasserkontakt eines von drei geologischen K.O.-Kriterien”, betonte Ehmke.

Gaseinschlüsse im Salzstock Gorleben waren zuletzt auch das Thema im Rahmen des sogenannten Gorleben-Dialogs. Das Resümee dieses Gesprächs, das das Bundesumweltministerium zwischenzeitlich veröffentlich hat, kommentiert der Dipl. Geologe Ulrich Schneider mit den Worten:

“Die sicherheitsrelevanten Themen im Zusammenhang mit den Gas- und Kohlenwasserstoff-Vorkommen wie die thermisch bedingte Ausdehnung mit Mikrorissbildung sind nicht angesprochen worden, ebenso wenig wie Störungen des geochemischen Gleichgewichtes bei der Freisetzung der Kohlenwasserstoffe, das Cracken und die Radiolyse.”

Auf diese Aspekte ist Schneider in seiner für die BI-angefertigten Arbeit “ISIBEL und der Salzstock Gorleben” explizit eingegangen.

Der Geologe sieht in der Diskussion über die Genese der Kohlenwasserstoffe und Gase eine Scheindiskussion. “Die Muttergesteine sind bekannt. Die Speichergesteine sind bekannt es gibt lediglich hinsichtlich der Gaszusammensetzung Unterschiede. Im Raum Wustrow-Altmark sind die Gase methanreicher und im Raum Gorleben-Rambow stickstoffreicher. Darüber hinaus muss unterschieden werden zwischen dem sogenannten Rotliegendgas und dem Zechsteingas. Beide sind im Salzstock enthalten”, so Schneider.

Die Gorleben-Gegner bleiben bei ihrer Haltung, “alles ist gesagt”, sie werden die Fachgespräche weiter boykottieren. Dagegen setzen sie auf den Gorleben-Epilog. “Der Abgesang auf Gorleben hat begonnen”, ist sich BI-Sprecher Ehmke sicher. Am 27. Januar wollen Gorleben-Gegner gegen das Festhalten an Gorleben erneut vor Ort demonstrieren.

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Quelle: www.bi-luechow-dannenberg.de, 11.01.2011