Jülich: Massive Sicherheitsprobleme bei Transport von Brennelement-Kugeln

Der geplante Transport der 152 West-Castoren vom Forschungszentrum Jülich ins Zwischenlager Ahaus wirft massive Sicherheitsprobleme auf: Zum Teil wurde hochangereichertes Uran verwendet, die Graphit-Ummantelung ist brennbar, die Brennelement-Kugeln nicht endlagerfähig verpackt. Atomkraftgegner fordern einen Transporte-Stop und kündigen Proteste an.

„Die 300 000 hochradioaktiven Brennelement-Kugeln sind eine extrem gefährliche Hinterlassenschaft aus den letztlich gescheiterten Versuchen, Hochtemperatur-Reaktoren in Deutschland marktreif zu machen. All diese Probleme sollen jetzt in die völlig ungeeignete Leichtbauhalle in Ahaus abgeschoben werden. Das Forschungszentrum Jülich und die federführende Bundesregierung verschweigen dabei einige der wesentlichen und beunruhigendsten Fakten,“ so Felix Ruwe von der BI „Kein Atommüll in Ahaus“.

Die Anti-Atomkraft-Initiativen kritisieren vor allem drei brisante Punkte:

1. Über einen langen Zeitraum wurde der AVR-Reaktor in Jülich mit hochangereichertem Uran betrieben. Mit bis zu 93 Grad Anreicherung war das Uran atombombenfähig! Der Abbrand der Kugeln im AVR war sehr ungleichmäßig und in einem Teil der Kugeln ist weiterhin hochangereichertes Uran enthalten.

2. Der als Ummantelung genutzte Kohlenstoff (Graphit) ist radioaktiv sehr stark verseucht und brennbar. Sollte es zu einem Transportunfall mit einem langandauernden, schweren Brand kommen, könnten die Castoren undicht werden und die Brennelement-Kugeln Feuer fangen. Im schlimmsten Fall könnte dann das gesamte radioaktive Inventar freigesetzt werden!

3. Die Brennelement-Kugeln sind nicht endlagerfähig verpackt, die Castoren sind nur für Transport und Zwischenlagerung gedacht. Aufgrund der Brennbarkeit müssen die 300 000 hochradioaktiven Kugeln in unbrennbares Material (z. B. Beton oder Glas) eingebettet werden. In Ahaus gibt es dazu keinerlei Vorrichtungen, in Jülich hingegen gibt es „Heiße Zellen“ zur Reparatur von Castoren und zum Umgang mit den Brennelementkugeln.

„Wir verlangen vom Forschungszentrum Jülich und von der Bundesregierung als erstes eine Aufstellung über den Zustand und die Gefährlichkeit der Brennelement-Kugeln sowie ein langfristiges Konzept für den Umgang mit dem hochradioaktiven Atommüll. Bis jetzt tun alle Beteiligten immer so, als könnten Unfälle nicht passieren, als würden Castoren niemals undicht und als sei der Jülicher Atommüll völlig problemlos. Spätestens seit Fukushima wissen wir, dass diese Schönwetter-Beteuerungen nicht ausreichen und verantwortungslos sind. Die Castor-Transporte sind umgehend abzusagen,“ forderte Siegfried Faust vom Aktionsbündnis „Stop Westcastor“.

Landespressekonferenz am 15. Dezember, 12 Uhr im Landtag Düsseldorf

Folgende Vertreter der Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände werden anwesend sein und die Kritikpunkte zu dem geplanten Transport verdeutlichen:

  • Siegfried Faust (Aktionsbündnis „Stop Westcastor“)
  • Udo Buchholz (Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, BBU-Vorstand)
  • Paul Kröfges (Landesvorsitzender des BUND NRW)

weitere Proteste sind geplant:

Am 18. Dezember findet um 14 Uhr vor dem Atommülllager Ahaus die Auftakt-Demo für die Castor-Proteste statt. Das Motto lautet: „152 West-Castoren – Eine schöne Bescherung“. Es sind bereits mehrere Sonderbusse angekündigt. Am 21. Januar 2012 wird in Oberhausen – unweit der Castor-Autobahn – eine Landeskonferenz der Anti-Atomkraft-Initiativen stattfinden.

Quelle: http://www.kein-castor-nach-ahaus.de; 13.12.2011