Sellafield-Behälter müssen nicht nach Gorleben

Wenn Ende November alle Castorbehälter aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague in Gorleben stehen, dann ist erstmal Schluss. So versuchen verantwortliche Politiker die Bevölkerung zu beschwichtigen. Doch in den kommenden Jahren werden weitere Behälter erwartet – die gar nicht nach Gorleben müssten.

Rücktransporte Atommüll Sellafield / LaHague

Rücktransporte Atommüll Sellafield / LaHague

Bereits nächstes Jahr könnten weitere elf Behälter ins Wendland rollen, Absender wiederrum die WAA La Hague. Nur handelt es sich bei ihrem Inhalt nicht um hochradioaktive Glaskokillen, sondern um sonstigen Strahlenmüll, der aber auch in Castoren kommen soll. Ob bereits 2012 ist noch unklar. Fakt ist aber, Ende November kommt keineswegs der letzte Müll.

Von 2014 an sollen dann weitere Castor-Behälter aus Großbritannien kommen. Bis 2005 lieferten deutsche Atomkraftwerke auch nach Sellafield abgebrante Brennstäbe, die nun zurückgenommen werden müssen. Von der Politik wird das Ziel Gorleben gern als alternativlos dargestellt. Was aber keinesweg stimmt: Atomare Abfälle aus dem britischen Sellafield müssen nicht zwingend nach Gorleben, sie können auch in ein anderes deutsches Zwischenlager gebracht werden. Nach der Greenpeace-Forderung, den jetzt erwarteten Castor nach Philippsburg zu bringen, weist nun auch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) auf diese Optionen hin. Auch die Standortzwischenlager Biblis, Philippsburg und Neckarwestheim sind Möglichkeiten für das Abstellen über die nächsten 30-40 Jahre. In einer Stellungnahme des BfS heißt es, es obliege allein dem Besitzer des Atommülls, also den Betreibern der Atomkraftwerke, wie mit den Abfällen verfahren wird. Rechtlich sei es möglich, Abfälle auch in andere Zwischenlager zu transportieren.

  • Die politische Entscheidung über den Ort der Lagerung allerdings trifft die Bundesregierung. Soll heißen: Am Ende bestimmt sie, wo die Castoren gelagert werden.

Atomkraftgegner weisen darauf hin, dass jeder Castor nach Gorleben den Standort als Endlageroption zementiert. Zudem sei das „Verursacherprinzip“ sinnvoll, also den Müll wieder an die Standorte zu bringen, an denen er entstanden ist. Grundsätzlich sei dieser „Atommülltourismus“ aber keine Option, solange keine endgültige Lösung für den brisanten Inhalt existiert. Denn jeder Castortransport birgt Gefahren, etwa eines schweren Unfalls oder gezielten Anschlags, die katastrophale Folgen hätte.

„Wir warnen davor, mit der Wahl eines anderen Zwischenlagers für den Müll auf geringeren Widerstand zu setzen und zu versuchen, das Atommüllproblem als gelöst darzustellen“, so Jan Becker von contrAtom. „Fakt ist, dass jeder weitere Betriebstag der deutschen AKWs weiteren Müll produziert. Und solange die Meiler laufen, wird es keinen gesllschaftlichen Konsens für einer Entsorgungslösung geben!“

  • Noch mehr Müll für Gorleben
    5. Oktober 2011 – Die Eignung von Gorleben als Atmmüllendlager ist offiziell überhaupt nicht geklärt. Aber die Atommüllberge, die dort eingelagert werden sollen, wachsen. Schwarz/gelb plant, eine Vierfache Menge Atommüll ins Wendland bringen zu wollen, als bislang geplant. Dabei handelt es sich auch um Abfälle aus der Urananreicherung. Atomkraftgegner sind schockiert und fordern das sofortige Ende der Müllproduktion.
  • Es gibt keine Debatte über den Umgang mit Atommüll
    1. November 2011 – Was tun Atomkraftgegner, wenn sie gewonnen haben? Blumen züchten? Windräder bauen? Gehen sie in den politischen Vorruhestand? Eine deprimierende Antwort kommt gerade aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg. Dort macht die Protestbewegung gegen das geplante Atommülllager in Gorleben weiter, als hätte es nie eine Energiewende gegeben. So schreibt die ZEIT am 21.10. – nun gibt es Kontra. Denn eine grundsätzliche Debatte über den Umgang mit Atommüll ist nicht in Sicht.

 

Quelle (Auszug): ndr.de; 09.11.2011