Zwischenlager in Philippsburg ist sicherer als Gorleben

Gorleben ist bisher das einzige genehmigte Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll – aber lange nicht das sicherste. Am Atomkraftwerk im baden-württembergischen Philippsburg wären die Castorbehälter besser aufgehoben. Das zeigt eine Studie, die Greenpeace am Mittwoch in Stuttgart vorgestellt hat.

In Deutschland existiert kein sicheres Endlager für Atommüll. Da dieser jedoch irgendwo hin muss, wird er zwischengelagert. In Gorleben wird die hochradioaktive Fracht in einer Lagerhalle abgestellt. Die Hallenkonstruktion des Zwischenlagers in Philippsburg ist der in Gorleben zwar ähnlich, doch gibt es in Philippsburg ein Drainagesystem, das bei einem Flugzeugabsturz ausströmendes Kerosin ableiten soll. So können lang anhaltende Kerosinbrände vermieden werden. Bei anderen Sicherheitsaspekten wie der Überwachung der Castorbehälter sowie beim Wärmeabfuhrsystem weisen beide Zwischenlager ähnliche Voraussetzungen auf. Das zeigt die Studie des Diplom-Physikers Wolfgang Neumann.

„Der nächste Castor-Transport muss nach Philippsburg rollen und nicht nach Gorleben“, sagt Tobias Münchmeyer, Energieexperte bei Greenpeace. „Nur weil das Transportbehälter-Lager in Gorleben derzeit noch das einzig genehmigte Zwischenlager für hochradioaktiven Müll ist, darf daraus nicht geschlossen werden, dass es sicherer ist als die Lager neben den Atomkraftwerken. Das Gegenteil ist der Fall“, so Münchmeyer.

Erneut Castortransport nach Gorleben geplant

In diesem Jahr sollen erneut elf Castoren mit hochradioaktivem Abfall in das Zwischenlager nach Gorleben gebracht werden. Die Behälter kommen aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage in La Hague und müssten bis ins niedersächsische Gorleben 1500 Kilometer zurücklegen. Philippsburg liegt rund 550 Kilometer näher. Der strahlende Transport müsste also nicht durch die halbe Republik kutschiert werden. Außerdem führen in Philippsburg Bahngleise direkt auf das AKW-Gelände. So würde das für Gorleben nötige Umladen der Castorbehälter von der Schiene auf die Straße wegfallen.

Greenpeace hatte bereits im Oktober 2010 ein alternatives Konzept zur Zwischenlagerung an AKW-Standorten veröffentlicht und auf die dadurch verkürzten Transportstrecken hingewiesen. Die heute vorgelegte Studie ergänzt den Greenpeace-Vorschlag um weitere Sicherheitsvorteile bei der Zwischenlagerung selbst.

Grüne Landesregierung muss die Einlagerung unterstützen

Als Oppositionspartei hatten die baden-württembergischen Grünen noch vier Monate vor ihrem Wahlsieg selbst eine Lagerung nach Verursacherprinzip an den Reaktorstandorten gefordert. Bisher ergreift die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg allerdings keinerlei Initiative für eine Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle in Philippsburg. „Die Grünen brechen ihr Wort, wenn sie jetzt nicht den Weg für eine sicherere Einlagerung in Philippsburg frei machen“, so Münchmeyer. Damit Castoren mit Atommüll aus der Wiederaufarbeitung in Philippsburg gelagert werden können, muss der Energiekonzern EnBW als AKW-Betreiber noch im Jahr 2011 eine Erweiterungsgenehmigung für das Zwischenlager beantragen. Die grüne Landesregierung ist mit 45,01 Prozent der größte Aktionär der EnBW und im Aufsichtsrat direkt vertreten.

  • Castortransport nach Gorleben
    Der Termin steht wohl fest: am 26. November soll ein nächster Castortransport mit elf Atommüllbehältern aus Frankreich den Verladekran Dannenberg erreichen. Am gleichen Tag findet unweit des Krans eine große Protestkundgebung statt. Denn: Das Atommüllproblem ist mit dem Unterstellen in der Zwischenlagerhalle Gorleben keineswegs gelöst, es gibt weltweit kein Endlager für hochradioaktiven Müll. Und der Salzstock in Gorleben ist ungeeignet, Sicherheit für tausende Jahre zu gewährleisten. Schon heute ist die Strahlung aus den Castoren bis nach Gorleben messbar.
  • TÜV-Prognose: Castoren können rollenGeht es nach den Berechnungen des TÜV Nord, dann können die nächsten elf Castoren aus La Hague Ende November ins atomare Zwischenlager Gorleben rollen. Im Auftrag des Niedersächsischen Umweltministeriums (NMU) hat der TÜV die seit Wochen umstrittenen Strahlenmesswerte am Zwischenlager mit einem “aufwändigen” Verfahren hochgerechnet, um die Prognosesicherheit zu erhöhen, wie hoch die zusätzliche jährliche Strahlendosis am Zwischenlager ausfallen könnte. Atomkraftgegner werfen den Betreibern vor, schon seit 2003 die Grenzwerte nicht einhalten zu können und fordern einen Einlagerungsstopp in Gorleben.

Quelle (Auszug): greenpeace.de; 19.10.2011