Gorleben-Castor wegen zu hoher Strahlung im Zwischenlager absagen!

102 Castor-Behälter verlieren sich noch im Brennelement-Zwischenlager Gorleben, 420 Stellplätze gibt es insgesamt, 11 Behälter sollen im Herbst aus La Hague dazu kommen – doch schon jetzt gibt es Strahlenalarm: Bei Messungen am Zaun des Atommülllagers sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Strahlenwerte festgestellt worden. Würden in diesem Jahr noch elf Castor-Behälter eingelagert werden, steigt die Strahlung weiter. Atomkraftgegner schlagen Alarm und fordern, den Transport abzusagen! 500 Menschen protestierten am Sonntag gegen Castor und Atomkraft.

Dem NDR liegt ein interner Vermerk des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) vor, in dem des wörtlich heißt, es sei nicht auszuschließen, dass die Jahresdosis bis Ende 2011 überschritten sein könnte. Das NLWKN misst im Auftrag des Umweltministeriums die Strahlung am Zwischenlager.

Der Halbjahreswert für Neutronenstrahlung am Zaun des Zwischenlagers lag nach Angaben des Ministeriums im vorigen Jahr bei 0,23 Millisievert, in diesem Jahr bei 0,27 Millisievert. Auf das Jahr betrachtet ist dort ein Wert von 0,30 Millisievert erlaubt. Der genaue Grund für die gestiegenen Messwerte sei noch unklar, sagte die Sprecherin.

  • Hochgerechnet ist eine Überschreitung des Jahresgrenzwertes möglich. Schon ab einem Schwellenwert von 0,27 mSv müssen Maßnahmen zur Strahlenverringerung eingeleitet werden. Eine Einlagerung weiterer Castor-Behälter wäre dann nicht zulässig.

Durch das Umstellen von Behältern innerhalb der Zwischenlagerhalle oder zusätzliche Neutronenabschirmungen sollen die Strahlenbelastungen am Zaun gesenkt werden. Mit derartigen Massnahmen hält es das Umweltministerium für möglich, dass der Jahresgrenzwert eingehalten werden kann. Gelänge der Nachweis, könnte der Castor-Transport durchgeführt werden.

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) fordert umgehend die Absage des nächsten Castor-Transports. Die Maßnahmen wie das Umstellen der Behälter in der Halle seien „provisorischer Pfusch“. Auch können aus dem zusätzlichen Hantieren mit den strahlenden Behältern Gefahren resultieren.

„Hauptbetroffene sind die Mitarbeiter der BLG, die täglich dem Strahlenfeld ausgesetzt sind“, gibt die BI zu bedenken. „Die Tatsache, dass das NLWKN jetzt einen Halbjahreswert für Neutronenstrahlung ermittelt hat, der hochgerechnet die gesetzlich erlaubte Dosis von 0,30 mSv übersteigt, wirft aber Fragen auch nach der Zuverlässigkeit der Betreiberin auf”, so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.

Als Erklärung für die gestiegende Strahlung führt das Ministerium an, dass ein Messpunkt um vier Meter versetzt worden sei und dadurch etwas näher an der Halle mit den Castor-Behältern liege. Die BI sieht die Ursache in dem extrem hohem Abbrand des Inhaltes der Castoren: Der Castor-Transport 2010 war nicht nur derjenige, der bisher den größten Widerstand herausgefordert hatte, er war auch der heißeste.

Am kommenden Dienstag sind Vertreter des Betreibers des Zwischenlagers ins Umweltministerium zu einem Fachgespräch eingeladen. Sie sollen dort erläutern, wie sie die Jahresgrenzwerte einzuhalten gedenken.

Demo am Sonntag

Am Sonntag, 28.08., kamen 500 Menschen dem Aufruf von BI und Bäuerliche Notgemeinschaft nach: „Unsere klare Forderung: das Bundesumweltministerium mit Minister Röttgen und die Bundesregierung, namentlich Bundeskanzlerin Merkel müssen umgehend den noch für diese Jahr geplanten Castortransport absagen!“, so BI-Vorsitzende Kerstin Rudek.

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Transporttermin noch unklar

Wann genau der nächste Castor nach Gorleben rollen wird, ist bislang noch unklar. Sollte es jetzt nicht zu einem Stop kommen und die Transportgenehmigung weiter Bestand haben, wird mit der Ankunft des Zuges in Dannenberg Anfang Dezember gerechnet.

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Quellen: BI Lüchow-Dannenberg, ndr.de, dpa; 25.08.2011