Laufzeitverlängerung für ältestes AKW in Frankreich

Das älteste französische Atomkraftwerk Fessenheim liegt nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt am Rhein. Laut eines Medienberichtes wird Block 1 eine zehnjährige Laufzeitverlängerung bekommen – trotz massiver Sicherheitsbedenken. Am Sonntag wird gegen den Weiterbetrieb mit einer Menschenkette protestiert.

Reaktorblock 1 des umstrittenen Atomkraftwerks im elsässischen Fessenheim darf nach französischen Medieninformationen weitere zehn Jahre am Netz bleiben. Die Atomaufsichtsbehörde dürfte in den nächsten Tagen grünes Licht für den Weiterbetrieb geben, hieß es am Donnerstag auf der Website der Tageszeitung „Le Figaro“, die sich auf den Kontrollbericht der Behörde beruft.

Die französische Behörde für Atomsicherheit (ASN) hat den Betrieb des umstrittenen Atomkraftwerks Fessenheim im Elsass als „zufriedenstellend“ gewertet. Der Meiler am Oberrhein liege „im französischen Durchschnitt“, sagte die Leiterin der ASN-Regionalvertretung in Straßburg, Geneviève Chaux-Debry, am Donnerstag vor Journalisten. Dies gelte sowohl für die Reaktorsicherheit als auch für den Umwelt- und Strahlenschutz.

Die Behörde knüpft ihr Einverständnis an technische Bedingungen und Nachbesserungen. Den Betreiber Electricité de France (EDF) dürften die Arbeiten etwa 100 Millionen Euro kosten. Besondere Fragen wirft die Betonbodenplatte unmittelbar unter dem Kühlturm auf: Sie ist lediglich 1 Meter dick – so dünn wie die Unterlage von keiner anderen Anlage im Land. Zum Vergleich: Der Kühlturm in Fukushima stand auf einer 4 Meter dicken Platte. Bei einem Unfall mit einer partiellen Kernschmelze „würde der Rhein bis nach Rotterdam radioaktiv verseucht“, zitiert der „Figaro“ eine Quelle aus der Regierung.

Deutsche Politiker und Umweltverbände fordern das Aus für den Meiler. Kürzlich wurde sogar die Ausweitung der Evakuierungszone um das Atomkraftwerk von bisher zehn auf 25 Kilometer beschlossen. Auf deutscher Seite wohnen innerhalb des Evakuierungsbezirks derzeit 453 000 Menschen. Fessenheim ist das älteste der französischen Atomkraftwerke und steht mitten in einem Erdbebengebiet. Kritiker bezweifeln zudem Sicherheit gegenüber Beben-, Deichbruch- und Überschwemmung. Der Meiler ist bereits 34 Jahre in Betrieb. Deutschland beschließt mit dem neuen Atomkonsens die Abschaltung der Anlagen nach 32 Jahren.

Unter dem Motto „Wir umzingeln das AKW Fessenheim“ ruft ein deutsch-französisches Aktionsbündnis zur Protestaktion am kommenden Sonntag auf. Atomkraftgegner von beiden Seiten des Rheins wollen um das französische Atomkraftwerk eine Menschenkette bilden. Die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima hat gezeigt, dass Atomkraft nicht beherrschbar ist – deshalb muss Fessenheim sofort vom Netz!

  • Hochwasser bedroht Atomkraftwerke
    20. Juni 2011 – Ein Atomkraftwerk in den USA ist vom Hochwasser bedroht. Nur noch mit Sandsäcken ist der Reaktor gegen die Fluten gesichert. Ein neuer Bericht bescheinigt auch dem grenznahen AKW Fessenheim in Frankreich mangelnde Sicherheit gegen Hochwasser. Auch in Deutschland sind die Reaktoren nur unzureichend geschützt.
  • Atomkraftgegner klagen erneut gegen das AKW Fessenheim
    29. März 2011 – Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima will der Trinationalen Atom-Schutzverbandes (TRAS) erneut auf Stilllegung des grenznahen französischen Atomkraftwerk Fessenheim klagen.

Quellen (Auszug): tagesanzeiger.ch, badische-zeitung.de, stern.de, tagblatt.de; 24.06.2011