Montagsmahnwachen: 52.000 Menschen fordern „Aussteigen!“

„Fukushima ist überall! – Atomanlagen abschalten!“ – An den gestrigen Montagsmahnwachen beteiligten sich deutschland weit in 470 Orten mehr als 52.000 Menschen. Genau einen Monat nach Beginn der Katastrophe dachten die Beteiligten der Opfer und Geschädigten der radioaktiven Strahlung.Im wendländischen Clenze erzählte Jan Becker von contrAtom den etwa 80 Atomkraftgegner vier „Geschichten“:

  • Einleitung und brandaktuell: Störfall im noch laufenden AKW Neckarwestheim-II. Die Stärke eines Rohrs im radioaktiven Frischdampfsystem sei geringer geworden.
  • Greenpeace gewährleistet einen Monat nach Beginn des Reaktorunglücks nun endlich unabhängige Radioaktivitätsmessungen. Die Ergebnisse sind erschreckend: Während in Tschernobyl Gebiete, die mit 5 Millisievert im Jahr strahlen geräumt wurden, lässt man die Menschen in Japan in vergleichbar stark belasteten Gebieten verharren. Die Strahlung sei so groß, dass es nur einige Wochen bräuchte, um die maximal verträgliche Dosis abzubekommen. Nicht mal Schwangere und Kinder werden evakuiert. Die Folgen des Super-GAU sind nicht abzusehen, denn selbst 25 Jahre nach Tschernobyl erkranken zehntausende an Strahlenfolgen.
  • In Gorleben werden weiter Fakten geschaffen: Nicht mal die Klage der Rechtshilfe Gorleben gegen den Sofortvollzug kann die Verantwortlichen im Bundesamt für Strahlenschutz davon abhalten, die Erkundung weiterzuführen. Dabei gibt es ein „gentleman agreemant“ – also eine auf gegenseitigem Vertrauen beruhende Vereinbarung – dass während des Klageverfahrens und bis kein Richterspruch gefallen ist, keine Fakten geschaffen werden. Sich an diese allgemeingültige Vereinbarung zu halten, hält das BfS offensichtlch nicht für nötig – und lässt im Salzstock weiterbuddeln.
  • Es braucht kein Erdbeben, Tsunami oder Flugzeugabsturz: Verstopfte Sumpfsiebe können zum GAU führen. Im schwedischen AKW Barsebäck platzte 1992 ein Ventil im Kühlkreislauf und Wasserdampf ströhmt im Inneren des Reaktors aus. Wegen des Lecks musste der Kern mittels der Wasservorräten innerhalb des Sicherheitsbehälter weiter gekühlt werden. Nach einer Stunde fiel diese notwendige Kühlung aber aus – weil sich Isoliermaterial von Leitungen, abgerissen durch das mit hohem Druck entweichende Wasser aus der Leitung, im Sumpfsieb der Reaktors verfangen hatte – und den Kreislauf des Wassers verstopfte. 2003 wurden in Biblis A festgestellt, dass für die Störfallbeherrschung wichtige Wasserdurchlässe, jene Sumpfsiebe, „entgegen der geltenden Genehmigung von Anfang an zu klein gebaut waren“. Die Anlage wurde daraufhin heruntergefahren und vorübergehend stillgelegt. Ultimativ forderte Berlin im März 2009 die Atomaufsicht der Länder auf, den Fall „innerhalb von drei Monaten“ zu klären. Dem Ministerium war klar geworden, „dass bisher kein vollständiger sicherheitstechnischer Nachweis zur Beherrschung von Kühlmittelverluststörfällen unter Berücksichtigung der Freisetzung von Isoliermaterial und anderen Stoffen vorliegt“, weswegen „keine ausreichende Gewissheit über die Störfallbeherrschung besteht“. Ein Jahr später schien die Antwort zufriedenstellend ausgefallen zu sein. Das BMU erklärte in einer offiziellen Mitteilung vom März 2010, in deutschen Druckwasserreaktoren seien die Maßnahmen zur Beherrschung des Kühlmittelverluststörfalls mit Freisetzung von Isoliermaterial und anderen Stoffen „weitgehend umgesetzt“.
  • Die Energiekonzerne haben der Regierung und Bevölkerung eine Kampfansage erteilt: sie stoppten die Zahlungen in die Ökofonds zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. Argument: diese seien gekoppelt an die Laufzeitverlängerung – und die sei nach dem Moratorium fraglich. Gleichzeitig klagt RWE für die Wiederinbetriebnahme von Biblis-A. Argumnet: Man sei „den Aktionären verpflichtet“. Nun zeigen die Konzerne E.On, RWE, EnBW und Vattenfall wieder ihr wahres Gesicht: es geht nicht um größtmögliche Sicherheit für die Bevölkerung, sondern um Profit! Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem auch der letzte Deutsche Bürger, mit kritischer Atomkraftmeinung seinen Stromanbieter wechseln muss – und den vier AKW-Konzernen die Rote Karte zeigt!
  • Alles Gründe für unsere gemeinsame Forderung: Atomanlagen stilllegen! Sofort!

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