Einen Monat nach Fukushima. Oder: Fukushima ist nie vorbei

Radioaktives Cäsium auf Spielplätzen, in Gärten, im Supermarktgemüse – das Leben im weiteren Umkreis um die Atomruine Fukushima Daiichi wird immer gefährlicher. Einen Monat nach Beginn der Katastrophe spitz sich die Lage in Japan weiter zu – die Betreiber des AKW und die internationale Gesundheitsorganisation WHO beschwichtigen allerdings.

Normales Leben im Umkreis um die havarierten Reaktoren wird Jahrzehnte nicht mehr möglich sein. Die Gegenden in und um Fukushima City und Koriyama sind bereits schwer kontaminiert. Im Süden sind die Strahlenwerte niedriger, aber immer noch beachtlich: 0,5 Mikrosievert pro Stunde. In Fukushima und Iitate haben die Teams in der vergangenen Woche Werte bis zu 48 Mikrosievert pro Stunde gemessen – das sind gefährlich hohe Werte. An einer Stelle in Iitate waren es 20 Mikrosievert.

In den letzten Wochen wurde über tausendfache Grenzwertüberschreitungen für radioaktive Stoffe durch die havarierten Reaktoren in Fukushima berichtetet.

Aus einer Analyse der Bodenproben an der Kyoto-Universität geht hervor, dass 80 Prozent der Radioaktivität von Cäsium-Isotopen stammt. Die Kontamination ist so hoch, dass die maximal tolerierbare Dosis für die Bevölkerung von 1000 Mikrosievert pro Jahr in wenigen Wochen aufgenommen würde. Cäsium-137 hat eine Halbwertzeit von rund 30 Jahren, Cäsium-134 von zwei Jahren.

„Die Menschen in Fukushima City und in Koriyama müssen Langzeitfolgen befürchten, Kinder sind besonders gefährdet“, sagt Thomas Breuer, Leiter des Klima- und Energiebereiches von Greenpeace Deutschland vor Ort. „Die japanische Regierung muss endlich handeln. Es fehlen klare Informationen und ausreichende Maßnahmen, um die Bevölkerung zu schützen. Die Regierung kann nicht so tun, als gehe das Leben einfach weiter.“

Greenpeace fordert erneut, Kinder und schwangere Frauen sofort zu evakuieren. Die Evakuierungszone rund um die Katastrophenreaktoren muss ausgeweitet werden, ein größerer Umkreis muss offiziellen Schutzstatus erhalten.

Die Greenpeace-Teams entdeckten auch in Gemüseproben radioaktive Belastungen über den behördlichen Grenzwerten. Mindestens eine Probe war so belastet, dass sie als Atommüll bezeichnet werden kann. In Ortschaften wie Iitate und Namie wurden zudem derart hohe Kontaminationen gemessen, dass die Orte sofort evakuiert werden sollten.

„In Tschernobyl hat man die Gebiete geräumt, in denen die Strahlung oberhalb von fünf Millisievert pro Jahr lag“, sagt Rianne Teule, Strahlenschutzexpertin von Greenpeace vor Ort in Tokio. „In Japan lässt man die Menschen einfach in der radioaktiven Zone ausharren.“

Map of Radiation Measurements by Greenpeace team


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Quelle (Auszug): greenpeace.de, 11.04.2011